Zum Evangelium Joh 1, 1-18 am 2.1.2022 – 2. Sonntag nach Weihnachten
1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.[1] 4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.[2] 6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. 7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. 8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. 9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. 15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. 16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. 17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. 18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Das Wort = Licht = Gnade und Wahrheit – so lese ich diesen immer aufs Neue eindrucksvollen Prolog des Johannesevangeliums als „Kurzformel“.
„Am Anfang war das Wort“. Wir stehen am Anfang des Jahres 2022. So „unbefleckt“ wie der Anfang allen Seins beginnt es nicht, tragen wir doch viele Altlasten aus 2021 gleich mit ins neue Jahr. Neben (drohenden) kriegerischen Auseinandersetzungen Vielerorts, Hunger, Flucht, Wetter- und Umweltkatastrophen bestimmt die Pandemie weiter unseren Alltag. Und diese hat zu wirtschaftlichen, vor allem aber auch gesellschaftlichen Verwerfungen geführt.
Diese Gedanken führen mich zurück zum WORT. Worte können so unterschiedliche Wirkung haben. Sie können wohltuend, hilfreich und konstruktiv sein, aber auch boshaft und zerstörerisch. Die vielfältigen Medien sorgen dafür, dass Massen an Worten und Botschaften in ungeheurer Schnelligkeit die Welt umkreisen und ihre Spuren hinterlassen. Schaut oder hört man die Nachrichten, so scheint der Focus immer auf die lauten, beunruhigenden und aggressiven ausgerichtet.
So lese ich das heutige Evangelium als Einladung zur Neuausrichtung des Focus, als Einladung zu lauschen auf DAS WORT, das Licht und Wahrheit ist, und aus dessen Fülle wir Gnade über Gnade empfangen (vgl. V. 16) Gott weiß, wir brauchen Regelungen und Gesetze für das Zusammenleben. Deshalb hat er Mose beauftragt, den Menschen Gottes Richtlinien zum Leben zu übermitteln. Aber die Menschwerdung Gottes, die wir gerade erst gefeiert haben, hat Licht, Gnade und Wahrheit in das Dunkel gebracht – zunächst ganz klein, hilflos und von den Meisten unerkannt. Aber wie das Licht einer Kerze einen großen Raum erhellen kann, so breitete es sich aus – bis heute und immer wieder neu.
Ich wünsche mir für unseren Neuanfang, für das neue Jahr 2022, dass wir diese Fülle an Gnade und Wahrheit in uns wahrnehmen und wirken lassen, und, aus diesem uns zugedachten Geschenk heraus, unsere Worte und Taten sorgsam bedenken und einsetzen. Möge es uns aus Gottes großer Gnade gelingen, DAS LICHT weiter zu tragen in eine Welt, die es wieder einmal besonders nötig hat.
Maria Schmale