Zum Evangelium Lk 3,10-18 am 3. Adventssonntag, 16. Dezember 2018
Am vergangenen Sonntag zeigte eine leuchtende Lichtspur wie eine Landebahn in unserer Kirche den Weg, den wir dem kommenden Herrn bereiten sollen. Jede und jeder ist eingeladen, persönlich im eigenen Umfeld daran mitzubauen. Und es gab sehr konkrete Vorschläge, wie Kinder und Erwachsene dies tun können. Heute richten wir den Blick ausdrücklich auf den, der kommen soll. Dabei lassen wir uns erneut von Johannes dem Täufer lenken.
Er muss eine beeindruckende Gestalt gewesen sein, dieser Johannes. Der Evangelist Lukas beschreibt, dass sehr viele und sehr unterschiedliche Leute zu ihm in die Wüste gegangen sind: weniger die sog. „Frommen“, sondern vor allem Suchende und solche, die am Rande der damaligen Gesellschaft angesiedelt waren wie Zolleintreiber und Soldaten. Der Evangelist sagt über sie: Die Leute waren „voll Erwartung“ (v. 15) und voller Hoffnungen. Manche sahen in Johannes insgeheim den Messias.
Können wir uns in diesen Suchenden wiederfinden? Mit welchen Erwartungen bzw. Hoffnungen komme ich heute ganz persönlich zum Gottesdienst? Mit welchen Erwartungen / Hoffnungen höre ich heute die Botschaft des Johannes? Bin ich gespannt auf den, der kommen wird?
Schnell drängen sich dabei Bilder vom idyllischen Weihnachtsgeschehen auf, vom Jesuskind in der Krippe. Solche Gedanken passen aber vielleicht gar nicht zu meinen persönlichen Erwartungen und Hoffnungen… Was da ‚alle Jahre wieder‘ auf uns zukommt, lässt nicht wirklich Spannung aufkommen.
Mir fällt ein Satz von Angelus Silesius ein, der seit dem 17. Jahrhundert nichts von seiner Provokation verloren hat: „Wäre Christus tausendmal in Betlehem geboren – und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.“
Eine solche Perspektive könnte spannend sein: In Dir und mir, in jeder / jedem Getauften und Gefirmten, kann und will Jesus Christus eine menschliche Gestalt annehmen – sehr persönlich, hier und jetzt und so unterschiedlich, wie wir Menschen eben sind. Dann kommt er ganz anders als ich bisher vielleicht dachte – nicht wie vor 2000 Jahren, sondern hier und jetzt und immer wieder neu. Das klingt nach Abenteuer (adventure), das klingt nach Advent. Bei Gott ist nichts unmöglich – das musste doch schon Maria erfahren, als der Engel ihr die Geburt des Retters ankündigte.
Ich versuche mir vorzustellen: Wenn ich bereit und offen bin, mich darauf einzulassen, kann Christus in mir / in meinen Mitmenschen Gestalt annehmen und …
– im rechten Augenblick ein Wort sagen, das tröstet …
– jemanden aufrichten, der niedergedrückt ist …
– einen Kranken durch gezieltes ärztliches Können gesund machen …
– zwischen Zerstrittenen vermitteln und Frieden stiften …
– ungerechte Verhältnisse nicht einfach hinnehmen …
Christus kommt in einer Gestalt, die ich nicht kenne. Aber er kommt mit seiner frohen Botschaft, als Heiland und Retter. Darauf will uns der Advent einstimmen: Seid gespannt auf den, der kommt!
Burkhard Schönwälder