Sonntag Christkönig, 20.11.2022
Zum Evangelium nach Lukas 23, 35 – 43
35 Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. 36 Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig 37 und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! 38 Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. 39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Da ist man einmal mit Jesus auf Augenhöhe und dann ist das Leben auch schon vorbei – Verzeihung, aber das war meine spontane Reaktion auf den Text.
Und wirklich, so falsch scheint das alles gar nicht zu sein. Denn tatsächlich endet das (irdische) Leben aller Protagonisten. Der Verspottenden halt etwas später als jenes der Gekreuzigten, doch es wird enden.
Und gerade in dieser Erkenntnis der Hoffnungslosigkeit erstrahlt fast das Versprechen des Jesus, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Wechsel in etwas unvorstellbar Schönes. Im Text lesen wir das Wort „Paradies“ und gemeinhin verbinden wir damit genau das Gegenteil von dem, was uns auf Erden beschert ist. Die Rettung, die Jesus zusagt, ist nicht von dieser Welt. Sie wirkt auch gar nicht unmittelbar auf diese Welt. Sie erwartet uns jenseits einer Tür, die wir nicht aus eigener Kraft öffnen oder schließen können.
Aber sie erwartet uns. Sehnsucht auf den Sanktnimmerleinstag? Eher nicht. Denn dieses Versprechen ist eben nicht das kleine Dialoggespräch zwischen Jesus und dem Verbrecher geblieben, untergegangen im Tumult der Zuschauer. Es ist bis heute überliefert und das Evangelium für einen Tag, für den man in Kirchenkreisen einen besonderen Titel gewählt hat: Christkönig. In dieser Situation menschlicher Ohnmacht steht die königliche Gewissheit der Verheißung: Das Leben ist stärker als der Tod. Und diejenigen, die dem Tod am nächsten sind, erhalten diese bestärkende Zusage von dem, den wir als Gottes Sohn verehren.
Christus ist König über den Tod und überträgt die Einladung in das lebendige Königreich auf alle, die sich auf Christus einlassen. Die Zusage kann gelassen machen. Und mehr noch: Sie könnte uns zu Lebzeiten dazu bewegen, das Leben auf Erden nach Kräften etwas paradiesischer zu gestalten.
Ihnen wünsche ich einen königlichen Sonntag. Bleiben Sie gelassen.
Tim Wollenhaupt