- Sonntag der Osterzeit, 18.04.2021 – Zum Evangelium nach Lukas 24, 35 – 48
35 Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? 39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43 er nahm es und aß es vor ihren Augen. 44 Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. 45 Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. 46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen 47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, 48 seid ihr Zeugen dafür.
Das Evangelium beginnt mit dem Schluss des Emmausgangs, dem Evangelium des Ostermontags. Nach der Kreuzigung erscheint der Auferstandene an unterschiedlichen Orten den Menschen, die ihn begleitet haben.
Aus der Begleitung und dem Staunen aus nächster Nähe wird nun ein Auftrag. Das Mahl wird zum Werkzeug des Begreifens: Im letzten Abendmahl hat Jesus aus Brot und Wein Zeichen seiner Nähe und Gegenwart gemacht, nun dient ein gebratener Fisch, der von Jesus verzehrt wird, als Beweis des Lebens Jesu. Ganz simpel. Tote können keinen Hunger haben. Ein Geist kann keinen Fisch essen. Wenn es also kein Geist und kein Toter ist, muss Jesus leben.
Unglaublich. Und doch erleben es Menschen gemeinsam. So können sie sich gegenseitig in ihrer Wahrnehmung und der Erinnerung an das Erlebte ergänzen. Eine Gemeinde kann sich selbst daran erinnern, was für den Einzelnen unglaublich bleibt. Diese Gemeinde soll aber nicht sich selbst genügen. Sie soll nach außen tragen, was sie erlebt hat. Sie soll nicht nur erleben, sie soll Zeuge sein. Das sind nicht nur in unserem Rechtsverständnis Menschen, die denen berichten, die selbst nicht am Ort des Geschehens waren. Jesus bestimmt seine Zeugen und gibt ihnen auf, allen Völkern vom auferstandenen Jesus zu erzählen. Nicht als Schauspiel, sondern als Grund für Umkehr und Sündenvergebung. Dann wird das Zeugnis nicht zur Sensationsmeldung, sondern zum Grund für Selbstbetrachtung und Neuausrichtung.
Solch einen Grund zur Selbstbetrachtung und Neuausrichtung muss man mir schon durch einen glaubwürdigen Menschen zukommen lassen. Läse ich davon als eine Überschrift eines Artikels oder wäre das Gegenstand einer Talkshow – es ließe mich vermutlich kalt. Doch wenn mir das ein Mensch aus meinem Umfeld erklärt, dem ich vertraue, dann berührt mich die Nachricht und kann ihr Ziel verfolgen und erreichen.
Gottes Zusage zum Leben braucht ein Ohr. Und ein geschriebenes Wort, sei es noch so heilig, braucht einen Mund. Wenn wir heute nicht Seine Zeugen sind und weitersagen, was uns bewegt, verhallt die göttliche Liebesgeschichte.
Und wie ist man heute glaubwürdiger Zeuge? Wie sagt man etwas weiter, was einem selbst vielleicht noch nicht einmal in Gänze klar geworden ist? Weiß ich nicht. Aber versuchen kann ich es trotzdem:
Du bist ein von Gott geliebter und gewollter Mensch. So, wie Du bist. Das heißt nicht, dass Du so bleiben musst, wie Du bist. Du kannst über Dich und Dein Leben jederzeit nachdenken. Und wenn Du etwas ändern willst: Mach es. Fehler? Kannst Du machen. Kannst Du Dir vor allem selbst klarmachen. Und wieder Dein Leben ändern.
Egal, was Du tust: Gott will Dich. Wenn aber Gott Dich will, kann es nicht so verkehrt sein, Dich an Ihm zu orientieren, also an Jesus. Und wenn Du meinst, dass dieser unendlich liebende Mensch gut daran tat, seine Liebe zu verschenken und dass dieses Geschenk zur Verbindung zu Gott wird, dann ist ein kleiner Schritt zur Änderung bereits gegangen.
Geh Deinen Weg. Geh ihn nicht allein. Geh ihn mit Seinem Segen.
Tim Wollenhaupt