Zum Evangelium Lk 21, 25-28.34-36 am 1. Advent – 29.11.2015
Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so, wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.
Alkohol am Steuer – das ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Und dann noch Drogen, Betäubungsmittel, übermäßiger Medikamentenkonsum. Da ist der Führerschein sofort weg. Und das ist auch gut so. Wer berauscht durch die Straßen fährt, ist eine Gefahr für sich und vor allem für andere. Keine Frage, dass da der Führerschein einbehalten wird.
Wenn es da fürs Christsein auch so etwas gäbe, auch so etwas, wie einen Führerschein für das Leben als Christ, ich fürchte, er wäre uns schon lange entzogen worden.
Nein, nicht etwa weil wir alle betrunken oder sonst wie berauscht durchs Leben gingen – aber das Evangelium stellt neben Rausch und Trunkenheit ja noch eine andere Sache, die unsere Lebenstüchtigkeit beeinträchtigt. Und das Evangelium nennt sie sogar im gleichen Atemzug – so, als müsste uns auch dabei, wenn es um den Führerschein ginge, die Fahrerlaubnis entzogen werden.
Haben wir schon alle Plätzchen gebacken? Haben wir schon alle Fenster geputzt, alle Vorhänge gewaschen? Sind alle Geschenke eingekauft, auch niemand bei der Weihnachtspost vergessen worden? Ist das Jahresprogramm des Vereines schon fertiggestellt und die Vorbereitungen für die Adventsfeier schon abgeschlossen? Habe ich alle Besinnlichkeitsverpflichtungen auf Weihnachen hin auch in meinen Kalender eingetragen, und – vor allem – noch zu einer weiteren eingeladen? Sind alle Advents- und Weihnachtskonzerte terminiert? „Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit, und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren.“
Jesus nennt sie in einem Atemzug: die Sorgen des Alltags in einem Atemzug mit Rausch und Trunkenheit. Denn auch von ihnen, kann man wie besoffen sein: blind für die Realität, für die wirklichen Notwendigkeiten und für Verhältnismäßigkeiten – so blind, dass man im Straßenverkehr schon lange den Führerschein entzogen bekäme.
Bevor uns solche Dinge die Zeit rauben, die Ruhe und den Blick nach Innen verstellen, bevor solche Dinge zu den Sorgen des Alltags werden, von denen Jesus spricht, lassen Sie sie ganz einfach weg. Wir haben es in der Hand – um Ihrer selbst willen.
Nichts ist fataler, als dass uns ob all dieser Dinge am Ende das Ziel aus dem Blick kommt. Das Alltagsgeschäft ist da nämlich mindestens genauso gefährlich wie Drogen und Alkoholkonsum. Es kann einen genauso gefangen nehmen.
Der Advent könnte eine ganz große Chance sein, das neu zu entdecken, eine Chance, die es zu ergreifen gilt. Am Ende bleibt nämlich nicht nur die innere Ruhe, es bleiben Hoffnung und vor allem Zuversicht auf der Strecke.
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.