Zum Evangelium Lk 3,1-6 am 2. Sonntag im Advent (6.12.2015)
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. So erfüllte sich, was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht:
Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg!
Wir leben in einer Zeit voller Unsicherheiten und Verunsicherungen. Terroranschläge, Kriege, Flüchtlingsströme oder die drohende Klimakatastrophe machen vielen Menschen Angst. Und Lösungskonzepte sind nicht wirklich in Sicht …
Da lenkt das Lukasevangelium an diesem Sonntag unsere Aufmerksamkeit auf eine Prophetengestalt: Johannes. Er lebt in der Wüste; er hat sie als Ort der Wende erfahren und sich existentiell vom Wirken Gottes berühren lassen. Sein Name ist Programm: der hebräische Name bedeutet „Gott erbarmt sich“. So ruft er zu einem radikalen Umdenken auf, indem er an die Worte des Propheten Jesaja (hebr.: „Gott rettet“!) anknüpft und sie aktualisiert:
„Lasst euch neu ein auf das Abenteuer mit Gott!
Stellt euch ihm nicht in den Weg!
Sondern gebt dem Gottesgeschehen in Euch Raum.
Dann werden alle Lebewesen Gottes rettendes Tun schauen.“
Auf nationaler, auf europäischer und globaler Ebene wird immer deutlicher, dass die gängigen politischen und ökonomischen Denkmuster nicht greifen. Sie allein helfen uns nicht, aus den unheilvollen Verstrickungen herauszufinden. Da gilt es umzudenken. Jeder und jedem gilt der Ruf:
Kehr um, wende dich um!
Dazu will uns Johannes Mut machen. Umdenken heißt für ihn: Nicht bloß auf das eigene begrenzte Denken bauen, sondern den Blick weiten und sich dem Gottesgeschehen neu zuwenden. Als Christen sind wir eingeladen, uns wieder neu auf das Abenteuer mit Gott und seinem Wirken einzulassen. Abenteuer – adventure – Advent! Wir dürfen auf einen Gott hoffen und vertrauen, der uns ganz nah sein will und uns immer neu Rettung und Heil zusagt – gerade in aussichtsloser Situation.
Gottes rettendes Tun möchte ich – in der Perspektive des Lukasevangeliums – verstehen als Befreiung, Rettung, Heilung – an mir und in mir und an der Wirklichkeit, in der wir leben. Es geschieht an mir, in mir und durch mich. Es geschieht ganz individuell, d.h. so wie ich es eben vermag und seiner Hilfe bedarf. Und es geschieht, wenn ich mich für Gott und sein Wirken öffne, wenn ich mich darauf einlasse und ihm Raum gebe in meiner konkreten Lebenswirklichkeit. Das ist echt abenteuerlich …
Da ist mein Einsatz (heraus-)gefordert, mein Vertrauen, mein Charisma, meine Ideen, mein Mittun, meine Möglichkeiten …
Burkhard Schönwälder
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.