Zum Evangelium Lk 1, 26-38 am 4. Advent – 21.12.2014
Wir sagen es so oft: Das hört sich „verheißungsvoll“ an und meinen damit, dass es uns eine Perspektive gibt, dass etwas sich gut entwickelt, dass etwas Zukunft hat , uns in frohe Erwartung versetzt …
Ich bin nach dir benannt, Maria, und versuche mich in dich hinein zu versetzen. Deine erste Reaktion auf die Erscheinung und den Gruß des Engels erscheint mir eher als eine Mischung aus Faszination und Panik:
Ich, eine Begnadete? Wieso ausgerechnet ich? Ich bin doch nur eine ganz normale Frau in einem ganz normalen Leben! Und – hoppla – wenn ich es wirklich bin, wenn Gott mit mir etwas Besonderes vorhat, kann und will ich mich darauf einlassen, bin ich denn dazu auch überhaupt in der Lage …?
Und dann wird der Engel konkret: Gottes Plan mit Maria ist, dass sie dem HÖCHSTEN einen Platz im realen Leben gibt, um ihn für die Menschen be-greifbar zu machen! Zuvor aber wird sie diese Verheißung Gottes in sich tragen, ihr Raum geben und sie in sich wachsen spüren.
Ja, wie soll denn so etwas gehen? Maria ist zugleich pragmatisch wie verblüfft, steht sie doch schließlich mit beiden Beinen auf der Erde und weiß, wie die Dinge laufen! Ihr Einwand wird ihr offensichtlich nicht übel genommen, denn das Beispiel, das der Engel dafür gibt, dass für Gott nichts unmöglich ist, ist genauso „handfest“. Elisabeth ist schwanger – biologisch aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters eigentlich völlig ausgeschlossen. Davon lässt Maria sich überzeugen.
Und die Antwort dieser pragmatischen Frau auf die Verheißung des Engels ist es, die nun wiederum mich fasziniert: Mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Das wünsche ich mir, dass der für das Leben notwendige Pragmatismus uns nicht abstumpfen lässt für das, was Gott uns schenken will, sondern, dass wir – genau wissend, wie das Leben läuft – furchtlos und vertrauensvoll die Verheißung Gottes in uns „einpflanzen“ und wachsen lassen, dass wir sie spüren und Mensch werden lassen, jeder und jede an seinem/ihrem Platz im Leben!
Maranatha!
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.