1. Sonntag der Bereitungszeit: Aus dem Evangelium nach Matthäus: 4, 1-11
Die vor uns liegenden 40 Tage und Nächte heißen in unserer Gemeinde nicht Fastenzeit, sondern Bereitungszeit, weil heute der Begriff des Fastens oft negativ gesehen wird.
Negative Assoziationen gibt es genug, wenn über Religion nachgedacht wird. So jedenfalls erfahre ich spontane Äußerungen von Schülerinnen und Schülern und Erwachsenen, mit denen man über den Glauben nachdenkt. Schülerinnen und Schüler fällt, wenn sie zu Religion befragt werden, zu allererst Krieg und Terror ein, und wenn es um die Kirche geht, fallen Begriffe wie Missbrauch und Verschwendung oder sogar das Bild eines Bischofs, der wie Gollum seinen Schatz hütet; Gollum, Tolkiens vom Ring des Bösen verführte bedauernswerte Kreatur. Positive Gedanken gibt es sicherlich auch, aber diese werden sekundär geäußert; darin liegt ein Auftrag für uns, den Franziskus genau definiert hat!
Bereitungszeit also, eine vierzig Tage andauernde Zeit, in der wir der Versuchung, nein dem Versuch nachgehen dürfen, uns auf das Fest vorzubereiten, das den ureigensten Grund des Christseins feiert:
Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.
Viele in unserer Gemeinde haben seit dem letzten Osterfest Menschen durch den Tod verloren und sind durch diese Erfahrung arg auf die Probe gestellt worden. Ich wünsche diesen und allen Betroffenen Trost und Heilung in der Hoffnung der Christen, dass am Ende des Satzes, den wir unser Leben heißen, nicht ein Ausrufezeichen steht! Wir hoffen darauf, dass dort ein Doppelpunkt steht: Auf den Tod folgt das Leben in Gott, Vater und Mutter von Allem! Aber wie sieht dieses Leben aus? Wir wissen es nicht, aber vielleicht wissen es diejenigen, die wir heute vermissen, weil sie uns vorausgegangen sind. Wir können nur erahnen, was auf uns wartet. Im heutigen Evangelium wird uns gezeigt, wie wir erahnen können, was uns erwartet:
Wir leben von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt!
An den folgenden Sonntagen der Bereitungszeit werden uns die Evangelien einen Einblick geben, was Ostern ist, was wir in den Sakramenten feiern, was wir von Gott erwarten dürfen und wie wir durch SEINE Gnade beschenkt sind. Darum nutzen wir diese Evangelien der österlichen Bereitungszeit aus dem Lesejahr A, weil sie besonders gut geeignet sind, unseren Kommunionkindern, aber auch uns als Gemeinde den Kern unseres Glaubens nahezubringen. Diese Evangelien stehen exemplarisch für den Reichtum der Evangelien, die uns einen Blick auf die Pracht SEINES Reiches gestatten.
Dabei können wir uns vielleicht in diesen vierzig Tagen auf die Probe stellen, um uns SEIN Wort auf der Zunge zergehen zu lassen. Wir haben dabei vielleicht die Chance, uns in der Wüste des Alltags Zeit zu nehmen und zu fasten. Fasten vom Alltag, Enthaltsam sein vom Stress des Alltäglichen. Der Versuchung nachgeben, SEIN Reich zu betrachten. Bereit sein, für IHN. An jedem Sonntag der Bereitungszeit, in der sonntäglichen Eucharistiefeier, die nichts anderes feiert als SEINEN Tod und SEINE Auferstehung.
Thomas Schlott
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.