Zum Evangelium nach Lukas 21, 5 – 19 am Sonntag, dem 17.11.2013
Es wird die Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.
Das sind ja schöne Aussichten. Teilweise kann man sie aktuell erleben. Wer in die Marienkirche an der Viktoriastraße in Bochum geht, erkennt, dass die Weihwasserbecken aus den Wänden gerissen wurden. Die Kirche an der Klosterstraße wurde fast komplett entfernt. Nicht wenigen Menschen blutet angesichts dessen das Herz und sie empfinden Verzweiflung. Ist das das Ende der Welt?
Es geht nicht nur um Gebäude. Manche Kirche ist schlicht, manche prunkvoll. Manche nimmt man nur am Wegesrand wahr, in anderen hat man einen Teil seines Lebens verbracht. Und doch gilt, dass die Gebäude nicht entscheidend sind. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, heißt es bei Matthäus 18, 20. Von einem nötigen Gebäude oder seiner Ausstattung steht da nichts. Entscheidend ist allein der Glaube. Und so kann einem zwar das Herz bluten, wenn die Redemptoristenkirche an der Klosterstraße verschwindet. Aber an dieser Stelle wächst mit dem St. Joseph-Stift eine andere Form der Zuwendung: Neben die Seelsorge gesellt sich das Arbeiten um das leibliche Wohl derer, die sich selbst nicht mehr helfen können. Das kann man nicht als das Ende der Welt bezeichnen.
Was sich für die Menschen wie das Ende der Welt anfühlen wird, ist der komplette Kontrollverlust, das Erlebnis der völligen Hilflosigkeit. Wenn nicht nur die Gotteshäuser zerstört werden, sondern der eigene Glaube Grund für Verfolgung und Verrat ist. Vor wenigen Tagen gedachte Deutschland der Reichspogromnacht am 9. November 1938. In dieser Nacht und den folgenden Jahren haben Deutsche gezeigt, wie diese Jesusworte grauenvoll realisiert werden. Juden wurden allein wegen ihres Glaubens verraten, verfolgt, ausgegrenzt, eingepfercht und ausgelöscht. Auch Christen erlebten dieses Ausgeliefertsein und die Vernichtung, sie erleben das in manchen Ländern auch heute noch.
Und Jesus geht noch weiter. Es soll für diesen Fall keine Vorsorge getroffen werden. Allein der Glaube soll helfen. Weil der Glaube an die Auferstehung stärker ist als das, was mir auf Erden drohen kann. Wenn alles zusammenbricht, hilft mir keine Versicherung. Dann hilft mir nur noch Gott. Gerade das sagt Jesus uns zu: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ Eine Zusage, die man in keiner Police finden wird. Nur im Glauben.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.