Zum Evangelium nach Lukas 3, 15-16, 21-22 am Sonntag, dem 13.1.2013
An dieser Stelle der Bibel begegnet uns eine Seltenheit: Gott, Jesus und Heiliger Geist werden in derselben Erzählung erwähnt. Ganz sicher nicht in Form eines historisch belegbaren Tatsachenberichtes. Vielmehr stellt die Erwähnung der gegenwärtigen Dreifaltigkeit eine besondere Betonung dar. Ebenso hat die Unterscheidung der Taufformen vergleichenden Charakter: Johannes, der Mensch, tauft mit Wasser, Gott hingegen mit dem Heiligen Geist und mit dem Feuer des Gerichts.
Es gibt Momente im Leben, die wir als „Feuertaufe“ bezeichnen, wenn unser Leben in eine „heiße Phase“ gerät. Wo wir das Gefühl haben, „durch die Hölle gegangen“ zu sein. Wir fürchten uns vor dem Versagen, haben Angst vor gänzlicher Ohnmacht, während die Situation, in der wir uns befinden, übermächtig erscheint. Wo wir geprüft werden, uns vor kritischen Augen bewähren müssen, wo uns noch nicht klar ist, ob uns ein Urteil vernichtend treffen wird.
Genau das meint Taufe: Hineingenommen sein in größtmögliche Angst, ausgeliefert sein in die Ohnmacht des Todes. Aber zugleich strahlt über allem die Hoffnung, dass das nicht das Ende ist. Dass uns auch in den schlimmsten Momenten mindestens einer in unauslöschlicher Liebe begegnet. Einer, dem wir nicht nur die Macht als höchstes Gericht beimessen, sondern der sich uns in unterschiedlichster Weise liebend zuwendet.
Wer heute getauft wird, taucht nur noch ganz selten tief in das Wasser ein. In St. Maria Magdalena ist das durch ein begehbares Taufbecken möglich. Man steigt in angenehm warmes Wasser, durchlebt beim Eintauchen den Zustand, in dem Wasser auch bedrohlich wie der Tod sein kann, man entsteigt dem Wasser und wird mit einer herzlichen Umarmung in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Diese Stufen mitzuerleben, ist großartig und führt uns buchstäblich vor Augen, was Taufe meint. Diese Tauferneuerung ist dann für uns wie eine Einladung, der Verheißung einer liebenden Zuwendung immer wieder neu zu vertrauen. Es liegt an uns, ob wir dieser Einladung folgen.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.