Zum Evangelium nach Lukas 18, 1-8 am Sonntag, 19.10.2025
29. Sonntag im Jahreskreis
1 Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: 2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. 3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; 5, weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. 6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Gleichnis im heutigen Text zählt zu den Parusie- (Anwesenheit/ Wiederkunft) Gleichnissen Jesu und wird dem lukanischen Sondergut (ohne Paralleltexte) zugerechnet. „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet!“ „Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Matthäus 7, 7–8) So lautet ein Bibelabschnitt an anderer Stelle. Ab und an empfinden wir es aber so: Wir beten, wir bitten, wir flehen zu Gott – und doch scheint es, als bliebe alles beim Alten. Manchmal fragen wir uns: Hört uns Gott überhaupt noch zu? Um diese Zweifel auszuräumen, formuliert der Herr Jesus ein Gleichnis. Es beginnt mit einem Satz, der die Richtung vorgibt: „Jesus sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen sollte.“ Da ist eine Witwe. In der damaligen Zeit war eine Witwe oft ohne Schutz, ohne Stimme, ohne Recht. Und sie hat einen Widersacher, der ihr Unrecht tut. Ihr einziger Weg: Sie geht zum Richter. Aber der Richter ist ein Mann ohne Herz, ohne Ehrfurcht vor Gott, ohne Respekt vor den Menschen. Er will nichts mit ihrem Fall zu tun haben. Und doch gibt sie nicht auf. Wieder und wieder steht sie vor seiner Tür, immer mit derselben Bitte: „Verschaffe mir Recht!“ – Steter Tropfen höhlt den Stein und so kommt der Richter zu dem Entschluss: Diese Frau lässt einfach nicht locker. Ich gebe ihr, was sie will – nur damit sie damit aufhört! Das Resultat aus diesem Gleichnis ist einfach: Wenn schon ein ungerechter Richter nachgibt, wie viel mehr wird Gott seinen Auserwählten Recht verschaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen? Unser Gott ist kein Richter, der sich zwingen lässt. Er ist ein Vater, der seine Kinder liebt. Zu beachten gilt es aber: Beten ist dranbleiben, festhalten, Gott nicht loslassen. So wie es die Witwe im Gleichnis hält, so sollen auch wir nicht müde werden, unsere Anliegen vor unseren Gott zu bringen. Selbst wenn wir ihn nicht sofort verstehen, selbst wenn seine Antwort anders aussieht als unsere Bitte: Er hört uns zu und handelt.
Und dann kommt die entscheidende Frage des Herrn Jesus: „Wenn der Menschensohn kommt, wird er dann Glauben finden auf Erden?“ Damit sagt er: Die eigentliche Herausforderung ist nicht, ob Gott uns treu ist – sondern ob wir Ihm treu bleiben. Ob wir am Glauben festhalten. Dass wir uns nicht entmutigen lassen. Wo haben wir vielleicht schon aufgegeben, zu beten? Wo sind wir müde geworden im Glauben? Welche Menschen in unserer Umgebung brauchen unser beharrliches Gebet?
So dürfen wir alles, was uns bewegt, immer wieder vor Gott tragen. Liebe Leserin, lieber Leser – bei all den Problemen und dem Leid in der Welt: Betet allezeit – und lasst nicht nach. Gott hört uns zu und Er möchte uns helfen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag, gute Gebete und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet der Kapuzinermönch Paulus Terwitte den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag! Im Internet unter: https://fernsehen.katholisch.de/tagessegen
und:
„Abendgebet“:
Pater Philipp Meyer aus Maria Laach nimmt sich diese Zeit. Schließen Sie mit ihm gemeinsam den Tag mit einem Abendgebet ab. https://www.katholisch.de/multimedia