Zum Evangelium Lk 12,49-53 am 20. Sonntag im Jahreskreis – 14. August 2022
49 Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! 50 Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. 51 Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, nicht Frieden, sondern Auseinandersetzung und Scheidung der Geister. Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; 53 der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Die Zeit herausfordernder Krisen dauert an: Corona, Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, Energie und Teuerung … Da klingen Jesu Worte im heutigen Evangelium nicht so friedlich und froh machend, wie wir es gerne hätten. Uneinigkeit und Spaltung statt Harmonie!?
„Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, nicht Frieden, sondern Auseinandersetzung und Scheidung der Geister.“ (Lk 12,51)
Sind nicht gerade wir Christen gefordert,zu versöhnen, statt zu spalten? Gerade in Zeiten anhaltender Krisen und drohender gesellschaftlicher Spannungen?
Im Zusammenhang des Evangeliums warnt Jesus davor, das Leben in seiner Nachfolge als eine leichte Übung anzusehen. Vielmehr ahnt er bereits, was für Differenzen Glaube und Religion auslösen können – bis heute. Ihr werdet immer wieder in Auseinandersetzungen geraten, wenn ihr euch entscheidet, als Christ oder Christin zu leben. So haben es schon die Menschen der ersten Christengemeinden erfahren. Und es ist bis heute die Erfahrung vieler außerhalb Europas. In unserem Land erntet man „nur“ ein mitleidiges Lächeln, wenn man sich als gläubig outet.
Wenn ich im Glauben an Jesus Christus verwurzelt bin und daraus zu leben versuche, werde ich mich idealerweise nicht einschläfern lassen von einer Gesellschaft, die dauernd Ablenkung sucht. Nicht Ablenkung oder Beruhigung, sondern Zumutung! Zum Beispiel der Mut, nicht wegzusehen, sondern hinzuschauen, wo Missstände sind; zu trösten, wo Trost gebraucht wird; solidarisch zu bleiben in einer immer egoistischer werdenden Gesellschaft; für andere dazusein, wenn meine Unterstützung gefragt ist …
Das ist oftmals eine Zumutung, die überfordern kann – und es kostet mich einen Preis. Ich muss mir eine Meinung bilden und mich der Auseinandersetzung stellen, auch Fehler eingestehen, auf Harmonie verzichten … Das alles ist nicht leicht. Aber ich kann mich in der Gemeinschaft der Mitchristen immer wieder ermutigen lassen, wenn wir z.B. gemeinsam singen mit den Worten von Gregor Linßen:
„Wagt euch zu den Ufern, stellt euch gegen den Strom,
brecht aus euren Bahnen, vergebt ohne Zorn,
geht auf Gottes Spuren, geht, beginnt von vorn.
Wagt euch zu den Ufern, stellt euch gegen den Strom.“
Burkhard Schönwälder