Zum Evangelium Lukas 2, 1-14 zur Heiligen Nacht 2021
1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.[1] 2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4 So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens.
Liebe Leserinnen und Leser,
sind Ihnen in den letzten Wochen die Plakate der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aufgefallen? Unter dem Jahresmotto „Schein und Sein“ finden sich mit Bildern und passenden Schlagworten Anspielungen auf unsere digitalisierte Kommunikation und Wahrnehmung in den sogenannten Social Media. Ich finde, den Machern ist damit auf raffinierte Art gelungen, das Thema Denkmalschutz aktuell zu machen.
Dahin sprangen gerade meine Gedanken, als ich das Evangelium des Hl. Abends wieder einmal bewusst gelesen habe. Ich dachte, welche Schlagworte, oder neudeutsch Hashtags #, würden wohl aus diesem Bericht des Lukas „extrahiert“?
Mir fielen da spontan ins Auge „#kein Platz“, „#Nacht(wache)“, „#Fürchtet euch nicht“, „#Retter“.
#kein Platz:
Der Gottessohn teilt von Beginn seines menschlichen Lebens an die Erfahrungen so vieler Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, an den Rand gedrängt sind, außerhalb der Gesellschaft stehen, sich nirgendwo (mehr) richtig verortet fühlen.
#Nacht(wache):
Das Wunder der Menschwerdung Gottes geschieht mitten im Dunkel der Nacht. Nacht empfinden wir auf so vielfältige Weise. Die Pandemie bestimmt weiter unseren Alltag und unsere Gedanken. Sie führt zu Verunsicherung, Überarbeitung, Krankheit, Tod, Einsamkeit, Verlust … . Darüber hinaus gibt es so viele weitere Krisenherde auf dieser Welt, dass schon viel dazu gehört, nicht einfach aufzugeben und sich einfach zu verkriechen. Aber da ist ja auch noch die Wache. Die Hirten bleiben auch im Dunkeln aufmerksam und sind so die Ersten, die die Frohe Botschaft der Engel hören und sich staunend auf den Weg machen.
#Fürchtet euch nicht:
Welch eine Beruhigung, zu hören, ihr braucht keine Angst zu haben! Auch wenn Nacht euch auf vielfältigste Weise umgibt und etwas zunächst als Furchterregend erscheint!
#Retter:
Euch ist heute der Retter geboren. Welch eine Botschaft! Es ist nicht alles vorbei oder dem Untergang bestimmt, und mag es um uns noch so dunkel sein! Dieser Retter kommt nicht „von oben herab“. Er begegnet uns klein, hilflos, wird geboren in das Dunkel hinein, und für ihn ist kein Platz. Damit begibt sich Gott in alle Niederungen menschlichen Lebens hinein, um mit uns den Weg ins Licht zu gehen. So berührt mich das Bild des Kindes in der Krippe immer wieder neu.
Seit mittlerweile mehreren Jahrzehnten erfreuen sich Familien mit Kindern an der Liedersammlung „Dezemberträume“ von Rolf Zuckowski. Neben einigen sehr bekannten Winterschlagern findet sich darin auch ein Lied, das in seinem Refrain dieses Wunder sehr schön beschreibt:
„Da wurde mitten in der Nacht ein Kind geboren,
da war mit einem Mal der Himmel nicht mehr fern,
da sang ein Engelschor die Welt ist nicht verloren,
und über Allem strahlte hell der Weihnachtsstern.
Da wurde dir und mir ein neues Licht gegeben,
das unsre Herzen immer neu erwärmen kann,
und wenn es dunkel wird für uns in diesem Leben,
fängt es mit seiner ganzen Kraft zu Leuchten an.“
Es ist dieses Licht, das uns verbindet – heute Nacht (egal, ob wir zu Gottesdiensten in Präsenz oder Online zusammenkommen) und unser ganzes Leben lang.
Frohe und gesegnete Weihnachten.
Maria Schmale