Zum Evangelium Mt 4, 12-23 am Sonntag, dem 22. Januar 2017
Nach Menschen fischen – damit verbinde ich offen gestanden gegenwärtig eher ungute Gedanken und Gefühle. Vor meinem inneren Auge ziehen Bilder vergangener Wochen und Monate vorbei, in denen es zur „großen Kunst“ geworden ist, Menschen zu manipulieren und vor den eigenen Karren zu spannen. Und um dies zu erreichen, ist offenbar kein Mittel mehr zu schäbig oder unanständig. Sich mit Worten und Taten unterhalb der Gürtellinie zu bewegen, ist mittlerweile salonfähig geworden. Einer der großen Agitatoren unserer Gegenwart rühmte sich beizeiten damit, dass er sich alles ausnehmen könne, und trotzdem (oder gar gerade deshalb?) würden die Menschen ihm zujubeln und ihn zu ihrem Anführer machen wollen. Dass er damit tatsächlich richtig lag, ist ja nun traurige Wirklichkeit.
Und auch hierzulande ist das Einfangen von Menschen für die eigene – oft sehr fragwürdige – Sache häufig zum Selbstzweck verkommen. Die große Verunsicherung der Menschen und die verbreitete Rat- und Perspektivlosigkeit angesichts der umfassenden Probleme machen dies möglich. Da fällt es schwer, nicht zum Kulturpessimisten zu werden!
Vor diesem Hintergrund liest sich das heutige Evangelium dann für mich wie ein Gegenentwurf und das Menschenfischen bekommt eine sehr positive Bedeutung. Jesu Verkündigung und Aufruf zur Umkehr hat eine ganz klare Ausrichtung auf das nahende REICH GOTTES. Sinn und Zweck seines Redens und Handelns ist es, die Menschen HEIL zu machen und zwar ALLE Menschen, nicht nur eine herausgehobene Gruppe auf Kosten anderer! Und bemerkenswert dabei: er stülpt den Menschen seine Vision und sein Wissen von diesem für alle möglichen Heil nicht einfach von oben herab über. Nein, er be-geistert Menschen dafür, mit ihm daran zu arbeiten, dass das Reich Gottes im Hier und Jetzt beginnt, dass die Menschen aus der Dunkelheit ins Licht gelangen.
Erinnern wir uns immer wieder daran, was dieser Jesus getan und gesagt hat und was Bestand hat auch heute und in Zukunft! Das ist unsere Richtschnur und hilft uns, die Geister zu scheiden und mitzuarbeiten an seinem Gegenentwurf zu all dem Dunkel in dieser Welt. Dazu müssen wir keine Staatenlenker sein. Die Menschen, die er zu Menschenfischern berief, kamen auch aus dem Alltag „einfacher“ Menschen.
In diesem Sinne eine gute Woche wünscht
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.