Zum Evangelium Lk 2, 22-40 am Sonntag, dem 2. Februar 2014
„Nun lässt Du, Herr, Deinen Knecht, wie Du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das Du vor allen Völkern bereitet hast.
Ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für Dein Volk Israel.“
Und Lukas erzählt weiter: „Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.“ Kein Wunder. Sie ahnen noch nicht, was aus ihrem Kind wird. Es ist ja auch wirklich erstaunlich, dass Simeon die Heilung der Welt gerade in diesem kleinen, zarten, zerbrechlichen Kind sieht, dessen Lebensweg doch gerade erst begonnen hat. Wie kann Simeon in diesem kleinen Anfang schon das Heil sehen und Frieden finden?
Ich verstehe das so: Simeon spürt in diesem Kind die heilende Gegenwart Gottes. Auch wenn er noch nicht genau weiß, was passieren wird, weiß er doch, dass es gut wird, weil Gott da ist. So wie auch schon die Gegenwart eines anderen Menschen einfach gut tun kann, schenkt ihm die Gegenwart Gottes Frieden – Frieden mit sich und dem Leben.
Frieden mit mir selbst haben, ist ein großes Geschenk. Psychologen können viel davon erzählen, wie stark der Selbstzweifel und sogar Selbsthass in Menschen werden kann. Nicht verheilte Verletzungen aus der Lebensgeschichte können das Leben zur Hölle machen. Manchmal verbirgt sich dieser Selbsthass hinter einer toll aufgebauten Fassade oder hinter überzogenen Ansprüchen an mich selbst. Die Geschichte aus dem Lukasevangelium erzählt von einem Mann, der Frieden mit sich selbst gefunden hat.
Die Worte Simeons haben in der Kirche einen festen Platz bekommen: im Nachtgebet der Kirche werden sie jeden Abend gebetet. Alle Klöster und Gemeinschaften und viele einzelne Menschen beenden den Tag mit diesem Gebet, das auch „Komplet“ genannt wird. Dieses Gebet will mir helfen, den Tag hinter mir zu lassen und in Frieden einzuschlafen. Wenn ich unzufrieden mit dem Tag bin, helfen mir die Worte Simeons, Frieden zu finden. Ich darf diesen Tag mit allem, was schief gelaufen ist, in Gottes Hände zurücklegen und morgen einen neuen von ihm annehmen.
Dieses Wissen hilft mir auch schon am frühen Morgen. Ich versuche, das beste aus diesem Tag zu machen. Und wenn es nicht gelingt, brauche ich mich nicht zu ärgern – nicht über mich und nicht über diese Welt.
Hans-Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.