4. Adventsonntag, 22.12.2024 – Zum Evangelium nach Lukas 1, 39 – 45
39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. 41 Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Mit hüpfenden Kindern verbinde ich als Mann nicht das Gefühl im eigenen Leib. Es ist eher das Betrachten von Kindern, die mit Anlauf in eine Pfütze springen und sich unbeschwert über die spritzenden Tropfen freuen. Oder ein befreiendes Lachen ausstoßen, wenn der kleine Körper der Schwerkraft trotzt. Auf einem Trampolin, Omas Lieblingssessel oder dem elterlichen Doppelbett. Das sind für mich hüpfende Kinder. Höchst vergnügt und sorgenfrei.
Nun stelle ich mir vor, ich trüge ein Kind im Leib. Ein Kind, das nicht aus purem Spaß hüpft, sondern etwas spürt, was man nicht sehen kann. Schwierig. Aber nicht unmöglich.
Vermutlich kennt jeder Mensch Momente, in denen man durchflutet wird. Der erste Kuss, überhaupt das Verliebtsein, der Augenblick, in dem man das „ja“ des anderen geschenkt bekommt, ein unerwartetes Geschenk, der Abfall einer als riesig empfundenen Last, die Erleichterung nach einem Schreck, dass doch nicht alles so ausgegangen ist wie befürchtet – mit solchen Gefühlen erkläre ich mir die Worte des Evangeliums. Viele Menschen kennen auch das genaue Gegenteil, den Moment, wo durch Schreck und Schock das berühmte „Herz in die Hose“ rutscht. Doch darum geht es hier nicht, sondern es geht um das unfassbar Gute, welches mich persönlich im Innersten berührt. So wie eine Welle von Liebe, die ich mir zwar nicht erklären kann, die mich aber umfasst und dauerhaft trägt.
Wer bin ich eigentlich, dass mir diese Liebe begegnet? Was habe ich dafür getan? Diese Frage stellt Elisabet und eine mögliche Antwort gibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther im 15. Kapitel Vers 10. Am deutlichsten wird wohl die Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“: „…aber was ich erreicht habe, war nicht meine eigene Leistung, sondern Gott selbst hat das alles in seiner Gnade bewirkt.“
So, und was folgt daraus, wenn wir alle mal für einen kurzen Moment auf unser Bauchgefühl achten? Wenn sich etwas so tiefgründig Gutes in uns ausbreitet? Dann könnten wir uns einen Augenblick Zeit nehmen und einfach „Danke“ sagen. Eventuell mit einem entspannten Lächeln auf dem Gesicht. Wenn sie dieses Gesicht dann einem anderen Menschen zeigen, dann könnte es sein, dass auch dessen Bauch etwas verspürt…
Auf ein gutes gemeinsames Hüpfen
Tim Wollenhaupt