Taufe des Herrn: Sonntag nach dem 6. Januar 2018
- Lesung: Apg 10, 34-38
Gott hat Jesus gesalbt mit dem Heiligen Geist
Lesung aus der Apostelgeschichte
34 In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht,
35 sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.
36 Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus; dieser ist der Herr aller.
37 Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
38 wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.
Evangelium: Mk 1, 7-11
Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
7 trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8 Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
9 In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
10 Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
11 und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Liebe Leserinnen und Leser,
ich weiß nicht, ob Sie getauft sind oder nicht.
Unsere Sonntagsimpulse sind an alle gerichtet,
die sich ein wenig Zeit nehmen möchten,
über das jeweilige Evangelium des Sonntags oder
die anderen biblischen Texte der Lesungen nachzudenken.
Ich bin getauft. Ich wurde vor rund 44 Jahren in der damaligen
Pfarrkirche St. Maria-Magdalena in Wattenscheid-Höntrop getauft.
Damals war der Taufort ein Taufstein,
in den eine Kupferblechwanne eingelassen war,
die etwas 4-5 Liter Wasser fasste.
Über dieses Becken konnte ein Tablett gestellt werden,
auf dem eine kleine silberne Karaffe, eine Döschen mit Salböl und etwas Watte lagen.
Ich kann mich daran nicht mehr erinnern,
lediglich Fotos, ein Taufzeugnis und die Erzählungen
meiner Eltern, Großeltern und anderer
und nachfolgende Taufen, die ich als Messdiener erlebte,
erinnerten mich an meine eigene Taufe an dieser Taufstelle.
Gefragt, ob ich getauft werden wolle,
hatte man mich meines Wissens nicht;
und wenn doch, war ich noch nicht in der Lage eine solche Frage zu beantworten.
Bereut habe ich die Entscheidung meiner Eltern damals nicht.
Ich bin bis heute ein überzeugter Christ und dankbar getauft zu sein.
Seit etwa 17 Jahren hat sich etwas in unserer Kirche,
die heute keine Pfarrkirche mehr ist,
sondern zur Großpfarrei St. Gertrud in Wattenscheid gehört,
verändert:
Der Taufstein steht heute im Eingangsbereich der Kirche.
Die hereinkommenden Frauen, Männer und Kinder haben die Möglichkeit,
sich mit dem Wasser im Taufstein die Finger zu benetzen
und das Kreuzzeichen über sich zu schlagen,
um sich zu erinnern:
„Wir Christen empfangen in der Taufe den heiligen Geist.
Wir werden in der Taufe zu Priestern, Königen und Propheten gesalbt.“
Noch etwas ist anders geworden
– und es hat damals ziemlich viel Unmut gegeben deshalb!
In der Apsis des Kirche wurde eine Piscina errichtet,
eine Taufstelle, in die man hinein- und durch viel Wasser hindurchgehen kann.
Ganz nach einem ganz alten Muster, wie zur Zeit der Urchristen,
die entweder im Fluss oder Bach
oder aber in kleinen künstlichen von Wasser durchflossenen Becken tauften.
Unmut gab es damals aufgrund der Kosten,
die die Errichtung mit sich brachte,
und wegen des Abschieds von dem alten Taufstein,
in dem so viele Gemeindemitglieder zuvor getauft worden waren,
und ist das überhaupt noch katholisch?
Und wegen…
der Pastor geht mit Surfschuhen ins Schwimmbecken und sein Gewand wird nass!!!
Piscina eben!
Nach 17 Jahren Taufpraxis in diesem Taufbecken ist die Kritik
an der neuen Taufstelle und der neuen, alten Form zu taufen
kaum oder nicht mehr wahrnehmbar.
Die Taufstelle, direkt unter dem großen Kreuz mit Christkönig,
der seine Arme über der ganzen Gemeinde ausbreitet,
ist ein ganz besonderer Ort geworden.
Für die Taufe der ganz kleinen Priester, Könige und Propheten,
für die Taufe älterer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener
– ganz gleich welcher Herkunft-,
die sich entschieden haben,
Christ oder Christin zu werden.
Und diese Täuflinge werden richtig nass
und bekommen zu spüren, was Taufe wirklich meint.
Insbesondere die Täuflinge, die ihre Taufe
aufgrund ihres Alters schon bewusst wahrnehmen können,
kommen aus dieser Taufstelle als veränderte Menschen heraus.
Man sieht es in ihren Gesichtern, die mich regelmäßig rühren!
Haben sie gerade gespürt, gefühlt oder wahrgenommen:
„Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden!“?
Aber es ist auch ein Ort, an dem vollendet wird,
was in der Taufe begonnen hat.
Wenn der Leichnam Verstorbener auf der Taufstelle aufgebahrt wird
und darüber wiederrum SEINE Arme weit ausgebreitet
den Weg zu IHM zeigen:
„Auch du bist geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden!“
Während der unzähligen liturgischen Feiern an dieser Taufstelle
habe ich persönlich ganz oft gedacht, wie schön es doch wäre,
sich an eine solche eigene Taufe so zurückerinnern zu können.
Ich habe mich aber auch immer wieder dankbar gefühlt,
wie Jesus selbst getauft zu sein.
Vielleicht erinnern Sie sich jetzt ebenfalls an Ihre eigene Taufe zurück
oder haben ähnliche Erfahrungen wie ich bei Taufen
in St. Maria-Magdalena oder auch an anderer Stelle gemacht.
Vielleicht konnten auch Sie spüren,
wie uns immer wieder von IHM zugesagt wird:
„Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden!“
Vielleicht haben Sie aber auch Gefallen daran gefunden,
wie viele andere zuvor auch, sich auf die eigene Taufe bewusst vorzubereiten,
um Gottes Zusage zu spüren. Sprechen Sie uns gerne an!
Aber auch wenn nicht, ist Gottes Zusage da,
wie Petrus es in der Apostelgeschichte festmacht:
„Wahrhaftig jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.
Er hat das Wort den Israeliten gesandt,
indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus;
dieser ist der Herr aller.“
Herr, sende uns deinen Geist und lass uns bewusst deine Zusage spüren:
„Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen gefunden!“
Thomas Schlott