5. Sonntag der Bereitungszeit, 2.4.2017 – Zum Evangelium nach Johannes 11, 1-45
Liebe Leserin, lieber Leser,
in dem heutigen Textabschnitt geht es um Leben und Tod.
Nein, den Tod mögen wir in unserer modernen Gesellschaft gar nicht, es gibt doch heute eine so gute Medizin, so gute Vorsorge und wir möchten immer älter werden.
Man spricht nicht gerne über den Tod, man will ihn gar nicht wahrhaben.
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland beliefen sich im Jahr 2015 auf
344,2 Milliarden Euro.
Die Entwicklungshilfe die Deutschland 2017 im Haushalt einplant, beläuft sich auf 8,541 Milliarden Euro.
Ein gesundes und langes Leben, so wird uns in den Medien berichtet, ist möglich, wenn wir nur ordentlich Zeit und Geld dafür investieren.
Wir versuchen mit allen Mitteln ein gutes und langes Leben auf der Erde zu führen, während die Menschen in den Entwicklungsländern um das tägliche Brot und ihr Überleben zu kämpfen haben.
Ich frage mich: Warum ist der Kampf, ein paar Jahre mehr in dieser Welt erleben zu können für uns so wichtig?
Wahrscheinlich ist es auf der einen Seite unser Wunsch lange gesund und munter zu bleiben, aber zum anderen ist es ist die Angst vor dem Sterben und die berechtigte Frage: Was kommt danach?
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
(Psalm 90,12)
„Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.“ (Psalm 90,10)
Der Apostel Johannes hat deshalb in diesem Textabschnitt ein sehr interessantes Gespräch zum Thema Leben, Tod und ewiges Leben für uns dokumentiert.
Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnen, ist verstorben.
„Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus.“ (Johannes 11, 5)
Als der Herr Jesus in Betanien eintrifft, wird er von Marta mit Worten begrüßt, die sich wie ein Vorwurf anhören: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.“ (Johannes 11, 21)
Marta setzt großes Vertrauen in die Kraft Jesu, auf der anderen Seite spüren wir ihre Wut und Verzweiflung über den plötzlichen Tod eines Angehörigen.
Das Lazarus am Ende des Berichtes wieder in das Leben zurückkehrt, ist sicher für alle Beteiligten eine große Freude gewesen, aber es geht um viel mehr.
Es geht um uns alle. Es geht um das ewige Leben.
Lazarus hat sein bisheriges Leben auf der Erde fortführen dürfen, aber gestorben ist er dann letztendlich doch.
Wenn es nun kein ewiges Leben nach dem Tod geben würde, hätte Jesus dem Lazarus nur eine „Fristverlängerung“ bis zum seinem endgültigen Tod verschafft.
Das soll nicht die Botschaft des Textes sein.
Die gute Nachricht des Berichtes ist die frohe Botschaft.
Mit Jesus Christus ist Gottes Gnade der Menschheit zuteilgeworden, die Versöhnung und Erlösung bewirkt – eine Erlösung aus Sünde und Tod.
Marta versteht das und sie glaubt fest daran.
Marta und Lazarus kennen Jesus, sie spüren seine göttliche Vollmacht und vertrauen sich Ihm voll und ganz an.
Auch die trauernden Angehörigen müssen dieses Gespräch mitbekommen haben. Marta und Lazarus sorgen zusammen mit Johannes dafür, dass die frohe Botschaft weitergegeben wird.
Sterben im christlichen Sinn ist damit nichts mehr, was wir verdrängen oder möglichst lange „aufschieben“ müssen.
Als Christen brauchen wir keine „Fristverlängerung“ hier auf dieser Erde.
Für gläubige Menschen gibt es keinen Tod im eigentlichen Sinn, da er seine Endgültigkeit verloren hat.
Jesus fordert Lazarus auf, aus seinem Grab zu kommen: „Komm heraus!“
Er bittet seinen Freund, aufzustehen, Schritte in ein neues Leben zu wagen, das nicht später nur mit einem endgültigen Tod beendet wird, sondern ewig ist.
„Gott gibt dazu die Kraft: Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde.“
(2. Timotheus 1, 9-10)
Der Apostel Johannes möchte uns mit seinem Bericht daran erinnern:
Es geht nicht darum, diesem Leben viele Jahre „abzutrotzen“, sondern sich auf das ewige Leben mit Gott vorzubereiten.
Deshalb geht es auch nicht nur darum, hier in unserer westlichen Welt ein relativ sicheres und gutes Leben zu führen und alles zu tun, damit es auch so bleibt.
Wir sind ebenfalls aufgefordert an die Menschen in den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt zu denken und ihnen zu helfen, damit es in ihren Ländern wieder lebenswert zu geht.
Caritas-International – Nächstenliebe – damit alle Menschen die Liebe Gottes, bereits schon in dieser Welt, erfahren dürfen!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter:
www.katholisch.de/video/serien/tagessegen