- Sonntag im Jahreskreis, 02.10.2016 – Zum Evangelium nach Lukas 17, 5 – 10
Was glaubst Du? Diese Frage begegnet uns zwischendurch immer wieder. Wir geben dann eine Einschätzung ab. Daran schließt sich dann eine weitere Frage an: Wie sicher bist Du Dir? Die Antwort auf diese zweite Frage bringt mich manchmal sehr zum Nachdenken.
Schön, dass ich mit diesem Erlebnis nicht allein bin. Die Apostel glauben auch, das nehmen sie jedenfalls an. Aber anstatt überzeugt davon zu sein, bitten sie Jesus um eine Bestärkung im Glauben. Als Antwort bezeichnet Jesus die Apostel – aus unserer heutigen Sicht also gerade diejenigen, die es am besten wissen müssten, was wahrer Glaube ist – als recht kleingläubige Burschen.
Das sperrige Gleichnis aus der Zeit der Sklaverei passt sicher gut in die damalige Zeit. Das Volk der Juden floh aus der ägyptischen Sklaverei, zur Zeit Jesu waren Römer die Herrscher im Land, Sklaven waren allgegenwärtig. Heute und hier scheint es keine Sklaverei mehr zu geben. Und doch machen wir uns zum Sklaven von Smartphones, Arbeitgebern, scheinbaren Freunden oder Konsum. Dass der Mensch sich seines Leibes enteignet, ändert offenbar die Schattierung, nicht den Effekt.
Was ich spannend finde, ist die Tatsache, dass Jesus den Aposteln seine Sicht der Dinge, wenngleich verklausuliert, weiter mitteilt. Wenn er schon erkennt, wie deprimierend klein der Glaube seiner engsten Vertrauten ist, denen er später die Aufgabe übertragen wird, den Glauben weiterzutragen – hätte er dann nicht auch sagen können: „Wisst Ihr was? Es war nett mit Euch, aber Ihr bringt es nicht. Sucht Euch einen anderen, der Euch lehrt und ich suche mir neue Apostel.“
Jesus geht nicht. Er bleibt. Trotz allem. Damit auch der letzte begreift, wie ihm geschieht. Gottes Gegenwart können wir also nur als Geschenk bekommen. Und das einzige, was wir dazu tun sollten, ist, zu handeln wie uns aufgetragen wurde. Wie dieser Auftrag lautet?
Liebt einander. Zu lesen in Johannes 15, 12. Zwei Worte, denen das große Geschenk folgt. Allerdings ist das schwer zu glauben. Gut, dass Gott das weiß.
Ihnen wünsche ich, dass Sie wahrgenommen werden in dem, wie Sie anderen begegnen.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.