Zum Evangelium Joh 20, 19-23 – Pfingstsonntag , 15.5.2016
Der Evangelientext des heutigen Pfingstsonntags ist recht kurz und zugleich inhaltlich so umfassend!
Da ist zunächst die Ausgangssituation: „aus Furcht … die Türen verschlossen“.
Dicht machen! Nichts und niemanden mehr zu sich vordringen lassen. Wer von uns kennt eine solche Reaktion nicht von sich selbst oder auch Mitmenschen… und auch ganzen Ländern!! – die Beispiele dafür sind hochaktuell. Genauso ernüchternd ist in der Regel die Bilanz einer solchen Maßnahme. (Inneren) Frieden bringt sie allenfalls nur oberflächlich, denn die Ursache der Furcht ist nicht behoben, eine produktive Auseinandersetzung und Verarbeitung erfolgt nicht.
Jesus lässt sich von den Barrieren, die die Menschen um sich errichten, nicht aufhalten und kommt genau „in ihre Mitte“, ins Zentrum. Und aus dieser Mitte heraus beginnt er zu wirken und zu reden. Er zeigt sich den Jüngern mit den Malen seiner tiefsten Demütigung und seiner schlimmsten Schmerzen. Der, der ganz unten war, das schlimmste Leid aller Menschen, den Tod einschließend, sprichwörtlich am eigenen Leib erfahren hat, trägt die Erfahrung der Auferstehung in die Mitte der verängstigten Jünger.
Und das erste, was er sagt, ist „Friede sei mit euch!“ Diese Zusage ist ihm so entscheidend, dass er sie ein weiteres Mal wiederholt, verbunden mit einer Aufforderung: Raus mit euch aus den Barrikaden, die ihr aus Angst um euch selbst errichtet habt!
Leichter gesagt als getan? Sicher, wenn dies allein aus eigener Kraft und Überwindung geschehen müsste. Dann wäre es eher eine stolpernde Flucht nach vorn.
Auch das weiß Jesus. Er haucht die Jünger an, lässt sie zu Atem kommen.
Und dann sagt er nicht etwa: WENN ihr … nein, er spricht im Aussagesatz: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ Für Jesus ist es sonnenklar. Durchdrungen von seinem Geist ist ängstlicher Rückzug keine Option mehr. Träger seines Geistes schauen nach vorn, geleitet von seinem Wort: Der Friede sei mit euch – Zusage und Auftrag zugleich!
Den HAUCH der Zuversicht und Stärke, der uns spürbar durch das Auf und Ab unseres Lebens begleitet und uns „GEIST – REICH“ denken und handeln lässt, wünscht uns allen
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.