Zum Evangelium Mt 5, 17-37 am Sonntag, dem 16.2.2014
Was für ein Text! Ich bin irritiert und in gewisser Weise sogar abgestoßen!
Hat Jesus nicht immer die Pharisäer wegen ihres „Klebens“ am Wortlaut des Gesetzes deutlich und offen kritisiert? Und jetzt plötzlich ein so vehementes Eintreten für das Einhalten der Gesetze bis hin zum kleinsten Buchstaben! Ist das nicht ein Widerspruch?
Vielleicht bin ich wieder einmal zu vorschnell, zu ungeduldig, denn es geht ja weiter im Text …
Dem Umgang der Pharisäer mit den Gesetzen stellt Jesus ein VERSTEHEN der Gesetze gegenüber. Ihm geht es mit der Erfüllung der Gesetze um GERECHTIGKEIT.
Wie er das meint, das erklärt Jesus mit Beispielen und Worten, dass ich erst einmal denke, ich bin im falschen Film!! Lese ich da etwa die Predigt eines Fundamentalisten?
Jesu Worte sind äußerst radikal, alles andere als „weichgespült“ – aber, seien wir ehrlich! Wie ist es denn bestellt um unsere Lebenswirklichkeit? Sie ist alles andere als „weichgespült“ und heil! Je umfassender unser Blick, desto mehr entdecken wir Unrecht und totbringenden Strukturen! Da gibt es nichts schön zu reden! Wollen wir hier etwas ändern, wollen wir dazu beitragen, unsere Welt gerechter und besser zu machen, müssen wir in vielen Bereichen an der Wurzel (radix!) ansetzen.
Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich beim Wort nehmen zu lassen. Statt des allseits beliebten, unverbindlichen „JEIN“, heißt es im heutigen Evangelium: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“. Damit kann ich viel anfangen! Wie oft hat mich Gottes uneingeschränktes JA zu mir schon durch schwierige Situationen in meinem Leben getragen! Jesu Wort ist gradlinig, eindeutig und „radikal“ klar, kein „Wischiwaschi“ – Es gibt Orientierung und Halt. Dafür bin ich unendlich dankbar. So klar, gradlinig und verlässlich möchte ich auch sein in meinem Denken und Handeln.
Erstaunt schüttle ich den Kopf. So „schrecklich“, wie ich ihn zunächst empfunden habe, ist der Text gar nicht! – Du rüttelst mich auf, guter Gott und schärfst meinen Blick – immer wieder aufs Neue!
Danke für das “Gespräch“!
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.
„Euer Ja sei ein ja, euer nein ein nein“ – als ich diese Zeilen im heutigen Sonntagsevangelium las, bemerkte ich, dass sie mich wachrütteln. Jesus möchte keine blinden Ja-Sager, die zu allem „ja und amen“ sagen, wie es manchmal in der Kirche den Anschein hat. Er möchte aber auch keine notorischen Nein-Sager, die gerne mit dem Finger auf alles zeigen, was sie stört und, was nicht in ihr Leben passt.
Das Evangelium verlangt von uns viel mehr mit offenen Augen durch die Welt zu sehen und immer neu zu entscheiden: Soll ich ja oder lieber nein dazu sagen. Was sagt mein Herz dazu?
Die eigene Urteilsbildung kann natürlich mühsam sein – schließlich ist es oft viel einfacher für mich, mich der Meinung der Mehrheit anzuschließen – vor allem, wenn ich mich nicht unbeliebt machen möchte.
Doch in diesem „Abverlangen“ der eigenen Meinung entdecke ich vor allem eins: ein Zutrauen. Gott traut mir etwas zu! Ja, ER sagt zu mir: Menschenkind, ich habe dir die Freiheit geschenkt Ja oder eben auch Nein zu sagen. Es liegt nun an dir. Mach etwas Gutes daraus, dann wird es schon gelingen, ja, dann wird es gesegnet sein und anderen zum Segen werden. Oder um es mit den Worten von Dorothee Sölle zu sagen: „Gott hat keine anderen Hände als unsere …“