Zum Evangelium nach Lukas 2, 1 – 14 am 24.12.2013
Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Für Maria und Josef ist kein Platz in der Herberge, obwohl Maria hochschwanger ist. Da kommt der Gottessohn zur Welt, ein Teil des Allmächtigen – und er ist unfähig, sich eine angemessene Bleibe zu organisieren? Und man könnte fragen, warum als erste Adressaten Seiner Ankunft nicht die Mächtigen der Erde informiert werden, sondern die Geringsten, die nachts außerhalb schützender Mauern auf blökende Schafe aufpassen.
Offenbar ist die Geburt Jesu in einem Stall ein Bild. Die Liebe Gottes betritt die Welt nicht mit Glanz, Gloria, Gefolge, rotem Teppich und erschienener Presse, sondern dezent, quasi durch die Hintertür. Das Erbärmliche seiner Geburt ist der kleine Gedanke in mir, der langsam zum Leben erwacht. Dann, wenn ich die Wahl habe, einen Nächsten abzulehnen oder meine Hilfe an ihn zu verschenken. Die Herberge bin ich also selbst und es ist meine Entscheidung, ob ich Gott in meinem Leben zulasse oder nicht. Zwar ist Gottes Liebe bedingungslos, aber ich muss mich selbst darum bemühen. So wie die Hirten zur Begegnung mit Gott eingeladen und aufgefordert werden, sollte ich mich auf den Weg machen. Die engelhafte Versicherung, dass es mir am Ende besser gehen wird, ist nicht die schlechteste Begleitung auf dem Weg.
Am Ende des Weges erwartet die Hirten ein Kind. Sie wissen es schon, bevor sie aufbrechen. Auch wir wissen um den liebenden Gott, der Seine Einladung an uns ausspricht. Und wie ein Kind Hilfe beim Aufwachsen benötigt, liegt es an uns, uns Seiner Liebe zu nähern und einander in Liebe zu begegnen. Von allein geschieht nichts. Leben als Christ bedeutet Eigeninitiative, auf dem Weg sein und einander auf dem Weg unterstützen.
Für viele Menschen ist Weihnachten das Fest der Geschenke. Wenn ein Geschenk aus Liebe hingegeben wird, ist dagegen auch überhaupt nichts zu sagen. Aber das eigentliche Geschenk ist Gott. Er verschenkt sich für seine Schöpfung. Das kann und soll man feiern. Nicht nur in der Heiligen Nacht, sondern immer wieder, wenn mir in Liebe begegnet wird. Nicht pompös, sondern sanft. Nicht mit Berichterstattung in den Medien, sondern ganz persönlich und klein. Dann kann jeder Tag Weihnachten und ein gesegnetes Fest sein.
Tim Wollenhaupt