Zum Evangelium nach Markus 13, 33-37 am 03.12.2023
1. Adventssonntag
33 Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
34 Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
35 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.
36 Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir leben wieder in unsicheren Zeiten. Vor einigen Jahren hatten wir noch gehofft, dass – außer ein paar Scharmützeln in einigen Entwicklungsländern – die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den führenden Staaten für immer beendet seien. Weit gefehlt, das große Säbelrasseln hat wieder begonnen. Der „böse Osten“ schimpft und droht gegen den „dekadenten Westen“. Plötzlich schnellen die Rüstungsausgaben wieder in ungeahnte Höhen. Nun müssen dringend neue Waffen und Munition, Soldaten rekrutiert und das nötige Geld bereitgestellt werden. Geld, das an anderer Stelle viel sinnvoller eingesetzt werden könnte. Wenn ich die Überschrift des heutigen Bibelabschnittes lese – „Wachsamkeit!“, dann stellt sich mir die Frage, ob wir diesen Trend nicht sehen wollten oder konnten? Haben wir uns zu sehr an unserem Wohlstand gewöhnt, anstatt wachsam und achtsam zu sein? So viele Probleme sind lieber „ausgesessen“ und „vertuscht“ worden. Das Böse schläft nie, es wartet nur auf den richtigen Zeitpunkt. „Augen zu und durch“ reicht nicht, es bedarf der ständigen Wachsamkeit und Achtsamkeit gegenüber üblen Machenschaften.
Im heutigen Bibelabschnitt warnt uns der Herr Jesus mit den Worten: „Seht euch vor, wacht und betet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.“ In diesen kurzen Sätzen steckt eine wichtige Botschaft. Der Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung bleibt uns verborgen. Das Leben ist unvorhersehbar, und genauso verhält es sich mit der Wiederkunft unseres Herrn. Es ist, als ob der Herr Jesus uns sagen würde: „Lebt bewusst, seid wachsam, denn die Zeit, in der ich wiederkomme, ist euch nicht bekannt.“ Die Wachsamkeit bezieht sich nicht nur auf die Endzeit, sondern auch auf unser tägliches Leben. Wie leben wir unsere Beziehung zu Gott? Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? Diese Fragen sind entscheidend, wenn wir darauf vorbereitet sein wollen, wenn der Herr plötzlich vor der Tür steht. Wir sind „die Knechte“, die auf unser Haus (die gemeinsame Welt) aufpassen müssen, wir haben von Gott (dem Hausherrn) eine große Verantwortung und Handlungsvollmacht übertragen bekommen. Der Herr Jesus richtet seine Aufforderung ausdrücklich an alle Gläubigen, zu wachen und zu beten. Der bekannte Satz: „Ach, die da oben werden das schon machen“ gilt nicht, jeder steht in der Verantwortung und jeder muss sich engagieren. Es ist schade, dass sich die Menschen in den letzten Jahren in die Scheinwelt der sozialen Medien flüchten, spirituelle und mediale Events hohen Zulauf erfahren, in Gesprächen kein vernünftiger Kompromiss gefunden werden kann und Menschen nur noch als „rechts oder links“ denkend eingeordnet werden. Wo bleibt da eine vernünftige Mitte der Gesellschaft? „Das größte Schreckensszenario ist der Zerfall der bürgerlichen Mitte“ (Andreas Rödder, Historiker)
So viele Probleme beschäftigen uns täglich, gerade deshalb
erinnert uns der Apostel Markus in diesem Textabschnitt daran, dass wir wach und aufmerksam in unserem Glauben bleiben. Es geht um unsere Zukunft – um das ewige Leben im Reich Gottes. Auch der Aufruf unseres Herrn Jesus zum Gebet ist eine konkrete Handlungsaufforderung. Beten ist nicht nur eine Kommunikation mit Gott, sondern auch ein Ausdruck unserer Abhängigkeit von ihm. Im Gebet können wir unsere Sorgen, Ängste und Unsicherheiten vor ihn legen. Es stärkt unsere Beziehung zu Ihm und bereitet unser Herz auf seine Ankunft vor. Unser „Draht nach oben“ ist das Gebet. Antworten (und sicher auch Trost) auf unsere Fragen können wir in der Bibel finden oder im Gespräch mit anderen Christen, in den Gottesdiensten, im Bibelgesprächskreis, in unseren Gemeinden. Es ist gut, dass wir eine starke und große Kirche haben, die in aller Welt die gute Nachricht verbreitet und persönlich oder über die verschiedenen Medien, Menschen Hoffnung, Trost und Hilfe geben kann. Auch die kirchlichen Hilfswerke leisten eine so wichtige Arbeit in allen Teilen der Welt.
Liebe Leserin, lieber Leser, möge diese Botschaft aus Markus 13, 33-37 uns dazu ermutigen, bewusst zu leben, unsere Verantwortung als Hausverwalter wahrzunehmen, wachsam und achtsam zu sein und im Gebet mit unserem Herrn verbunden zu bleiben.
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Br. Paulus Terwitte predigt darin jeweils kurz über das Evangelium oder die Lesung des Tages und erbittet danach den Segen für die Zuschauer*innen. Im Internet unter: https://fernsehen.katholisch.de/tagessegen
und:
„Abendgebet“:
Pater Philipp Meyer aus Maria Laach nimmt sich diese Zeit. Schließen Sie mit ihm gemeinsam den Tag mit einem Abendgebet ab.