3. Sonntag im Advent, 12.12.2021 – Zum Evangelium Lk 3, 10-18
10 In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? 11 Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!
12 Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? 13 Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! 14 Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! 15 Das Volk war voll Erwartung, und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. 18 Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündigte die frohe Botschaft.
Mit Johannes dem Täufer verbindet uns hier in Höntrop das besondere Verhältnis zur Taufe.
Vor rund zwei Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht, in einer Projektgruppe des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) den einen von zwei zukünftig verbleibenden katholischen Gottesdienststandorten in der Pfarrei St. Gertrud von Brabant in Höntrop in einer Kirche St. Maria Magdalena mit einem Schwerpunkt auf die Taufpastoral zu entwickeln. Daran ist eine größere Projektgruppe beteiligt, die Ideen und Konzepte entwickelt und Entscheidungen gefällt hat. Eine kleinere Kerngruppe des Projektes hat im Laufe dieses Jahres viele Schritte zur ersten Umsetzung erster Meilensteine zusammen mit Diözesanbaumeister Tebruck und PEP-Architektin Scholz (beide BGV) getan.
Inzwischen wissen wir: Das alte Kirchengebäude mit seiner massiven Gebäudesubstanz kann erhalten bleiben. Es muss jedoch innen, außen und vor allem auf dem Dach aufwendig und nachhaltig saniert werden. Dies ist aber nach Ansicht der begleitenden Fachleute wirtschaftlich sinnvoller. Ein zunächst angedachter Neubau einer Kirche, die ähnlich viel Platz für die Gottesdienstgemeinde bieten würde, wäre mit den erforderlichen Mitteln für eine Sanierung nicht zu leisten.
Aber es wird einen Anbau geben, der das Kirchengebäude für die kommenden Jahrzehnte als Gottesdienststandort, Anlaufpunkt für die Gemeindemitglieder und für die Aufgabe eines Taufpastoralen Zentrums ertüchtigen soll.
In den Mittelpunkt der gottesdienstlichen Gemeinde wird das Taufbecken rücken, um das sich in einer Achse mit dem Ort der Verkündigung und dem Tisch des Mahles die Gemeinde im Gottesdienst in einer Ellipse versammeln wird.
Inzwischen wurden schon Aufträge zur Vermessung des Kirchengrundstücks und -gebäudes vergeben und zum Teil schon umgesetzt. Ein mögliches Zwischenziel, hoffen wir, könnte der Beginn einer Dachsanierung im kommenden Jahr sein, damit die Bausubstanz geschützt wird. Es geht voran und wir sind auf dem Weg.
Eigentlich sollten inzwischen über die Gremien des Kirchenvorstandes, des Pfarrgemeinderates und der ehemaligen Gemeinderäte hinaus auch die übrigen Mitglieder der Pfarrei über die Pfarrnachrichten informiert worden sein. Das ist leider noch nicht erfolgt. Es gehört doch zum Advent, zu warten. Vielleicht kann dieser Zwischenstand die Leser*innen des Impulses ein Stück des Weges mitnehmen. Freuen wir uns auf das Neue, das entsteht.
Zurück zu unserem heutigen Evangelium.
Mit Johannes dem Täufer, dem Propheten, der IHM den Weg dienend freimachen möchte,
verbindet sich das Neue Testament mit dem Alten Testament.
Mit seiner Prophetie müssen wir umgehen lernen,
um in den Bildern, die er benutzt
und die wir auch schon aus dem Alten Testament kennen,
nicht eine Drohbotschaft zu sehen, die ausgrenzt,
sondern eine Frohe Botschaft, die frei macht!
Es lohnt, sich auf die Ermahnung des Johannes einzulassen.
Es ist eine Anleitung zur Selbstreflexion.
Wo und wann war und bin ich wie einer der Zöllner oder Soldaten zu jener Zeit?
Wo und wann war und bin ich in Gefahr zur Spreu zu werden,
die das Reich Gottes ein wenig von uns entfernt?
Wo war und bin ich unmäßig, verletzend und selbstgerecht?
Ich möchte ein Gedankenexperiment zur Selbstreflexion wagen.
Es soll keine Antworten geben, sondern nur die Gedanken frei machen.
Wie Johannes und diejenigen, die er in der Taufe zur Umkehr aufrief,
warten wir auf das Kommen des Christus!
…und wenn ER wirklich wiederkäm‘?
ER würde sicher auffallen, oder?
Vielleicht wäre ER aber auch nur einer von denen, die gegen den Strom schwimmen,
gibt es doch viele, oder?
ER wäre uns vielleicht fremd, nicht nur wegen seiner seltsamen Aussagen,
die überhaupt nicht dem Zeitgeist entsprächen. Seltsamer Vogel!
Wäre ER uns fremd wegen SEINER Hautfarbe?
…Was denke ich eigentlich über einen Menschen mit dunkler Hautfarbe?
Afrikaner*in, was? Migrationshintergrund!
„Wo kommen Sie denn eigentlich her?“, frage ich freundlich und interessiert
und erhalte die Antwort: „Aus Essen!“
Ich bin doch eigentlich immer sehr zugewandt und doch über mich selbst gestolpert.
Ist ER vielleicht eine SIE?
SEINEM oder IHREM Wort vertrauen? Einer Fremden?
Ich kenne SIE doch nicht.
Es ist heute doch besonders wichtig ein gesundes Maß an Misstrauen zu haben gegenüber Fremden!
Es ist Corona! Und überhaupt…
Wie würde ich mit IHM oder IHR umgehen?
Würde ich SIE oder IHN offen annehmen können oder distanziert sein?
Würde ich IHR die Hand reichen?
Wie oft bin ich IHM schon in anderen Menschen begegnet?!
…unendlich nah und fern.
Machen wir uns menschlich, machen wir uns offen für Menschen! Für Menschlichkeit!
Machen wir uns auf den Weg in das Reich Gottes, der unser guter Vater und unsere gute Mutter ist! Seien wir bereit! Voll Freude!
Voll SEINER FROHEN BOTSCHAFT!
GAUDETE! FREUT EUCH!
Thomas Schlott