Zum Evangelium Mk 6, 7-13 am 15. Sonntag des Jahreskreises – 11.7.2021
7 Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister 8 und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, 9 kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. 10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! 11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. 12 Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. 13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Was mir beim Lesen dieses Evangelientextes spontan durch den Kopf ging?
Irgendwie passend zur Ferienzeit! Eine Reise ist geplant, die Koffer werden gepackt …
und grundsätzlich packe ich viel zu viel ein (ich denke, das geht nicht nur mir so ;-))! Oft kann ich bei der Rückreise fast eine Kofferhälfte mit nicht gebrauchten Sachen füllen und denke dann, beim nächsten Mal gilt das Motto „Leichtes Gepäck“! Diesen Vorsatz umzusetzen, gelingt mir dann immer nur bedingt. Es könnte doch sein, dass ich dieses Kleidungsstück oder diesen Gebrauchsgegenstand doch noch benötige. Also lieber rein damit in den Koffer. Nicht dass es mir hinterher fehlt!
Dabei macht ein „leichtes Gepäck“ im wörtlichen wie sprichwörtlichen Sinne das Gehen eines Weges meist so viel einfacher. Im wörtlichen Sinne sagt Jesus: Belastet euch gar nicht mit dem Packen und Tragen von Reiseproviant und Gepäck.
Im übertragenen Sinne lese ich daraus: Verzettelt euch nicht mit Gedanken darüber, was alles gebraucht werden könnte, was akribisch geplant werden muss, was ihr sagen und tun sollt, was unter Umständen schief gehen könnte, dem ihr meint, vorbeugen zu müssen oder zu können. Ohne Ballast muss man nicht so viel schleppen, ohne „Gedanken-Ballast“ ist das Denken und Handeln viel freier.
Jesus sendet seine Jünger aus. Zwei Dinge gibt er ihnen dabei mit auf den Weg: einen vertrauten Menschen und einen Wanderstab – eine mentale und eine praktische „Stütze“. Beide geben Halt.
Dann der Hinweis, in dem Haus zu bleiben, in dem sie einkehren bis zum Verlassen des Ortes. Auch hierin lese ich eine Aufforderung, sich nicht ins Kleinklein zu verzetteln, sondern sich zu konzentrieren, ganz „bei der Sache“ zu sein bei dem, was man tut.
Abschließend fordert Jesus die Jünger auf, Orten den Rücken zu kehren, wo man offensichtlich kein Interesse an der frohen Botschaft zeigt – das Gegenteil einer Zwangsmissionierung, die es später, in dunklen Zeiten der Kirchengeschichte, gab. Die Frohe Botschaft lässt sich nicht aufzwingen, sie kommt wie eine Einladung, erschließt sich wie eine geschenkte Offenbarung. Die Menschen, die die Jünger offen empfingen, erfuhren Segnung und Heil.
Wir Christen waren immer und bleiben als Einzelne und als Glaubensgemeinschaft Menschen des Weges. Wir begeben uns an die verschiedensten Orte, wir leben an verschiedensten Orten. So sind die Anweisungen Jesu an seine Jünger für mich viel mehr als eine alte Erzählung. Sie bieten Orientierung für eine Kirche, die das Bollwerk festgefahrener Strukturen verlässt und im Vertrauen auf Jesus Christus und seine Frohe Botschaft Neuland betritt.
Maria Schmale