Zum Evangelium Mk 1, 29-39 am 7.2.2021 – 5. Sonntag im Jahreskreis
29 Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. 30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie 31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
32 Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. 33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt 34 und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
35 In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. 36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, 37 und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. 38 Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. 39 Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.
Im Zentrum des heutigen Evangeliums steht die Heilung von Krankheiten und Dämonen. Wie nötig wir genau das auch heute haben, war mein erster Gedanke beim Lesen!
Schon ein Jahr bestimmt die Pandemie unser Zusammenleben und führt(e) neben schweren Krankheitsverläufen, existenziellen Sorgen, Tod und Vereinsamung zu zunehmenden Ermüdungserscheinungen in der Gesamtbevölkerung und befeuert (e) Streit und Zwietracht. Die Unsicherheit und Unzufriedenheit mit der Situation fördert zum Teil skurrile Narrative. Schon länger schwelende Konflikte entladen sich. All dies tritt vielleicht besonders in den Vordergrund, weil die, die Zweitracht verbreiten, gern lautstark und zum Teil mit martialischen Gesten auftreten. Der Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar ist ein noch nicht lange zurückliegendes, besonders krasses Beispiel dafür.
Das Gute, das eine Krise wie diese hervorbringt, findet dagegen oft im Stillen statt. Nachbarn unterstützen sich mit Hilfeleistungen unterschiedlichster Art, Künstler schenken bei „Fenster Auf-Konzerten“ Menschen Lichtblicke im Alltag,. Menschen, die sonst oft schnell aneinander vorbei hetzen, halten mit gebotenem Abstand auf der Straße ein Schwätzchen miteinander, weil sie sich über die Begegnung freuen. Gemeinden werden erfinderisch, um neue Wege des Miteinanders trotz der gebotenen notwendigen Distanz zu finden. Menschen nehmen ganz bewusst Rücksicht und verzichten zum Beispiel auf manch liebgewonnene Gewohnheit oder auf „Events“, um zum Schutz der Allgemeinheit beizutragen. Und auch wenn der einander zugerufene Wunsch „Bleib gesund“ vielleicht manchmal schon etwas abgedroschen klingen mag, so beinhaltet er letztendlich doch: Ich wünsche dir Gutes!
Über solche beispielhaften Gesten und Aktionen, mit guten Worten und Taten, fassen wir einander an und richten uns auf, so wie Jesus dies bei der Schwiegermutter des Petrus tat.
Ich gebe zu, beim ersten Lesen des Evangeliums dachte ich bei Vers 31b: Wie „patriarchalisch“.! Da wird die Frau mal eben gesund gemacht, damit sie wieder dienen kann. Aber nachdem ich den Text noch einmal auf mich habe wirken lassen, sehe ich den Zusammenhang ganz anders. Die Schwiegermutter des Petrus hat durch Jesus wahre Zuwendung und Aufrichtung erfahren. Deshalb geht es ihr wieder gut. Das motiviert sie, das Gute weiterzugeben, das sie erfahren hat. Sie tut nun den Menschen in ihrem Haus etwas Gutes.
Jesus selbst sagt von sich, dass er gekommen ist, um zu dienen. Dienen ist Zuwendung und Hinwendung zum Anderen. Dass Dienen in unserer Gesellschaft einen so negativen Beiklang bekommen hat, liegt wohl eher daran, dass die, die Bedient wurden und werden, den Dienenden oft nicht die „ver-diente“ Wertschätzung entgegenbringen!
Jesus belässt es nicht bei vereinzelten Heilungen und Dämonenaustreibungen. Er will, dass sein Handeln Kreise zieht. (Vers 38). Er fordert seine Jünger auf: Lasst uns weiterziehen. Dieser Gedanke tut mir gut. Die „Dämonen“ unserer Welt sind laut, aber da sind ganz Viele, die dieses „lasst uns weiterziehen“ hören und in ihrem Umfeld – wenn auch aufgrund der momentanen Gegebenheiten nur im übertragenen Sinne – Andere an der Hand fassen und aufrichten.
Es lohnt sich, in dieser Woche einen Blick dafür zu haben, wo wir Aufrichten können und wo wir auch von Anderen aufgerichtet werden. Ich glaube, wir werden staunen!
In diesem Sinne eine gute Woche unter Gottes Segen wünscht
Maria Schmale