Zum Evangelium Mt 22,34-40 zum 30. Sonntag im Jahreskreis, 25.10.2020
3 in 1 – 1 in 3
34 Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort zusammen. 35 Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn versuchen und fragte ihn: 36 Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? 37 Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. 38 Das ist das wichtigste und erste Gebot. 39 Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. 40 An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. – Einheitsübersetzung (2016)
Die Corona-Pandemie zwingt uns derzeit dazu, viele Vorschriften und Regelungen einzuhalten, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, aber auch um uns zu und unsere Mitmenschen, die wir lieben oder die uns im Beruf anvertraut sind, zu schützen. Doch diese Regelungen ändern sich beinahe täglich, sodass wir kaum noch wissen, was, wie, wo einzuhalten ist. Die wichtigste und immer wieder kommunizierte Regel ist die sogenannte „AHA-Regel“, sprich „Abstand halten – Hände waschen und desinfizieren – Alltagsmaske tragen“. Wenn wir uns an diese Regel halten, können wir dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, sodass wir irgendwann wieder in eine „alte, neue Normalität“ zurückkehren können.
Doch eigentlich besteht diese eine AHA-Regel aus drei einzelnen Regeln, die wir einzuhalten haben, aber welche ist davon jetzt die wichtigste? Maske tragen? Dann dürfen wir uns näher als 1,5m kommen. Oder doch Abstand halten? Dann dürfen wir auf die Maske verzichten, sodass wir besser atmen können, und auch beschlägt dann die Brille nicht mehr.
Klingt beides einleuchtend, doch verstehen sich die einzelnen Regelungen als eine zusammenhängende Regel, eben die eine AHA-Regel, deren einzelnen Vorschriften nicht getrennt voneinander zu betrachten sind, sondern sich alle gegenseitig bedingen und alle von gleicher Wertigkeit sind. Deswegen können wir auch nicht sagen: „Abstand halten ist wichtiger als Maske tragen“. Nein! Alle Regeln sollen dazu beitragen, dass wir uns und unsere Mitmenschen schützen. Es ist quasi eine 3 in 1-Regel bzw. eine 1 in 3-Regel. Drei Regeln in einer übergeordneten Regel zusammengefasst bzw. eine Regel in drei Ausprägungen, die alle gleichwertig sind.
Ähnlich verhält es sich mit den Geboten, die Jesus dem Gesetzeslehrer erzählt, als dieser ihn nach dem wichtigsten Gebot befragt. Jesus antwortete ihm, die Gottesliebe ist das wichtigste und erste Gebot, aber das zweite Gebot ist genauso wichtig:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Zusammenfassend nennt Jesus also drei Gebote: Gottesliebe – Nächstenliebe – Selbstliebe. Dabei ist ihm bestimmt nicht im Sinn, dass wir uns ein Gebot aussuchen können, ähnlich wie es heute manche Menschen mit den AHA-Regeln tun. Auch mit „Abarbeiten“ – Sonntags ist die Gottesliebe dran, Montags mit Mittwochs die Nächstenliebe und Donnerstags bis Samstags die Selbstliebe – hätte Jesus wohl seine Probleme.
Aber heißt es, dass wir wieder einmal alles auf einmal tun müssen? Nein! Und wieder einmal ist die Antwort einfacher als man denkt, denn eigentlich sind diese drei Gebote nur ein Gebot:
Wir sollen Gott lieben, von ganzem Herzen. Und diese Liebe zu Gott zeigt sich in der Liebe zu unseren Nächsten sowie zu uns selbst.
Also quasi wieder ein 3 in 1-Gebot bzw. ein 1 in 3-Gebot. Wir zeigen unsere Liebe zu Gott, indem wir unsere Mitmenschen lieben, schließlich begegnet uns Gott vor allem in den Menschen. Und wenn wir für diese nichts übrig haben, wie können wir dann Gott lieben?
An diesem Gebot können wir uns ein Beispiel daran nehmen, dass die Einhaltung der AHA-Regel nicht nur dazu dient, uns selbst zu schützen, sondern auch unsere Mitmenschen. Und darin zeigt sich die Gottesliebe in Form der Nächsten- und Selbstliebe.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch einen frohen und gesegneten Sonntag und viel Gesundheit!
Matthias Parthe