Am Sonntag (26.07.2020) feierte die Gemeinde St. Maria Magdalena ihr Patrozinium. Gemeindereferentin Gertrude Knepper lud junge engagierte Frauen der Gemeinde ein, in beiden Wortgottesfeiern davon zu erzählen, was ihnen Maria aus Magdala bedeutet:
„Starke Frauen sind für uns keine Unbekannten. Wir kommen aus der Pfarrei St. Gertrud und stammen, wenn man es so ganz richtig nimmt, aus den Kirchorten Herz Mariä und St. Theresia. Und irgendwie sind wir dann alle hier gelandet: in St. Maria Magdalena.
Die ist für uns eine ganz besondere Frau – dazu aber mehr in unserer Predigt!“
Und weil ihre starken Worte viele der Mitfeiernden gefesselt und begeistert haben, sie den Wunsch äußerten, wir würden das gerne noch einmal nachlesen, geben wir hier sowohl das Glaubenszeugnis der jungen Frauen, als auch ihre Fürbitten wieder.
In der Bibel geht es häufig um Männer. Adam als erster Mann, seine Söhne Kain, Abel und Set, Arche-Bauer Noah, Mose als Retter der Volkes Israel, die Könige David und Salomon, Prophet Elija, Johannes der Täufer, Jesus, die Apostel und Jünger wie Petrus, Paulus, Judas, Simon oder Thomas. Von ihnen hören wir viel. Frauen sind oft namenlos, und nur wenige Namen sagen uns etwas. Die erste Frau Eva, Abrahams Frau Sara, Jesus Mutter Maria und ihre Freundin Elisabeth. Diese Frauen habe alle eine Sache gemeinsam – sie sind Mütter, und oft nur in dieser Funktion überhaupt relevant. Die Mutter der Menschheit, die Mutter der Stämme Israels, die Mutter von Gottes Sohn, und die Mutter, des hüpfenden Kindes, welches Ihn als solchen identifiziert. Und dann ist da Maria Magdalena. Eine Frau, die keine Mutter war – zumindest nicht soweit wir wissen. Sie war jung, unverheiratet, verließ ihren Heimatort Magdala um Jesus zu begleiten und sie macht ihren Mund auf. Das macht sie zu einer Identifikationsfigur par excellence für moderne, junge Frauen in und um Kirche.
Für uns steht es in diesem Abschnitt unseres Lebens nicht an erster Stelle Mutter zu werden und zu sein; für uns ist der Weg in die große weite Welt wichtig. Wir wollen und müssen uns nicht sagen lassen, was wir tun sollten, von Ehemännern, Vätern, Brüdern oder Männern überhaupt; wir wollen uns unsere eigene Meinung bilden. Wir wollen lernen, diskutieren, wachsen, Verantwortung tragen und mitentscheiden. Maria Magdalena ist das beste Beispiel, dass das geht – auch in Kirche. Und dabei wollen wir uns nicht mit kleinen Aufgaben und leeren Titeln zufriedengeben. Maria Magdalena war Zeugin von Kreuzigung, Begräbnis und Auferstehung. Als einer der beiden ersten Menschen, die von der Auferstehung direkt am leeren Grab erfahren, bekommt sie den Auftrag vor den Jüngern und Aposteln Zeugnis abzulegen. Sie überbringt als Frau den Männern eine wichtige Botschaft, die für nunmehr zwei Jahrtausende das Leben und Streben vieler Menschen beeinflusst.
Dass der Weg zu Anerkennung und Respekt nicht leicht ist, auch dafür ist Maria Magdalena ein gutes Vorbild. Sie wurde lange Zeit missachtet, ihr Ruf durch den Dreck gezogen und viele erniedrigende Unterstellungen haften ihrem Namen an. So schlimm geht es uns in der heutigen Gesellschaft zum Glück nicht mehr – dank vieler anderer mutiger Frauen vor uns, aber immer noch müssen Frauen, gerade junge Frauen, für Anerkennung kämpfen. Oft werden Mädchen und Frauen als ‚hübsch‘ gelobt, nur selten als ‚intelligent‘. Gerade Ältere schauen uns gerne schief an, und oft muss man sich erst gehörig unter Beweis stellen, bevor unser Können und Tun respektiert wird. Wir sind jung, und kompetent. Wir sind Frauen, und fähig zu genau so viel wie jeder Mann. Auf unsere guten Ideen muss es ankommen, auf unseren Willen zu verbessern und zu entwickeln – nicht auf den kurzen Rock, das nette Kleid, den Ausschnitt oder die Frisur.
Die spürbare Zeitenwende – seit 2016 ist Maria Magdalena den männlichen Aposteln gleichgestellt – ist für uns dringend nötig. Den die biblische Reihe aus vielen Männern setzt sich fort in den Strukturen unserer Kirche. In den Reihen von Priestern, Bischöfen und Päpsten ist keine Frau zu finden. Besonders mit dem Blick auf Maria Magdalena fällt es schwer sich länger mit Ausflüchten wie „das war schon immer so“ hinhalten zu lassen. Dass sich der Vatikan gerade erst vor ein paar Tagen wieder einmal deutlich hinter die Priester unserer Kirche stellt und den sogenannten Laien – darunter auch viele kompetente Frauen – jeden Führungs- und Gestaltungsanspruch verweigert macht nur noch fassungslos.
In der Jugendarbeit ist es für uns ganz selbstverständlich, dass männlich, weiblich oder divers kein Faktor sind für gute Ideen, Engagement und Freundschaft. Bei #ideenreich ist es das Normalste der Welt, dass Ehrenamtliche predigen – und ob Mann oder Frau nehmen wir bewusst schon nicht mehr zur Kenntnis. Einen unserer letzten Gottesdienste haben wir unter das Thema “Ich kann Priester” gestellt – weil wir davon überzeugt sind.
Heute möchten wir es bewusst um den Satz „Ich kann Priesterin“ ersetzen – nicht, weil wir es nicht mitgedacht haben, aber um deutlich zu machen, dass es für uns weiterhin eine wichtige Rolle spielt – auch wenn es in der Jugendarbeit schon langsam Realität wird.
Jeder von uns ist gleich viel #ideenreich, gleich wichtig, gleich angesehen.
Dazu trägt auch das bei, was viele von uns hier in der Gemeinde Maria Magdalena erfahren haben und leben. Starke Frauen im Pastoralteam und im Ehrenamt. Starke Frauen, die Gottesdienste leiten, Predigten halten, Verantwortung tragen und den Mund aufmachen. Und: Männer, die das anerkennen.
Maria Magdalena ist ein Vorbild für uns, ein Symbol für das was falsch läuft aber besser wird, ein theologischer Grundpfeiler für den Anspruch, den wir erheben … Wir wollen uns nicht entmutigen lassen und weiter mit ihr als Vorbild und Mutmacherin unseren Weg in Leben und Kirche gehen – also Maria Magdalenas der heutigen Zeit, als Maria von Magdala 2.0. Und vielleicht können wir so zu Vorbildern und Mutmacherinnen werden für viele mehr Mädchen und Frauen.
Daniela Fittinghoff, 25 Jahre
Melanie Gleim, 20 Jahre
Julia Hielscher, 25 Jahre
Michelle Schamell, 23 Jahre
Alle vier engagieren sich in der Jugendinitiative unserer Pfarrei #ideenreich
Fürbitten:
Wir beten für die Menschen, die in unserer Kirche Entscheidungen treffen. Hilf ihnen, den Blick auf die Menschen vor Ort zu richten und gib ihnen den Mut, den es braucht, richtige Entscheidungen zu treffen und falsche Entscheidungen zu korrigieren.
Wir beten für alle Männer und Frauen, die Verantwortung in der Kirche tragen und sich in den unterschiedlichen Bereichen ihrer Gemeinden einsetzen. Lass sie nie müde werden, die Zukunft mitzugestalten und Kirche ihr eigenes, ganz persönliches Gesicht zu geben.
Wir beten für alle Mädchen und Frauen, die Tag für Tag ihren eigenen Weg verfolgen und sich für ihre Rechte einsetzen. Lass sie den Mut nicht verlieren, auch wenn sie auf Widerstand stoßen.
Wir beten für alle, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich in Vereinen, Verbänden oder Gruppen engagieren. Lass sie nie den Einsatz für Gleichberechtigung, Toleranz und gegenseitige Wertschätzung in ihrer Gemeinschaft verlieren.
Wir bitten dich für die #ideenreichen, die an diesem Wochenende trotz des coronabedingten Ausfalls von Rad am Ring wieder auf dem Fahrradsattel sitzen und Spenden für die Jugendbildungsstätte Don Bosch einfahren. Stärke ihr Durchhaltevermögen an diesem Vormittag und segne alle, die an vielen coronagebeutelten Wirkungsorten besonders viel Kraft aufbringen müssen, um den Betrieb aufrecht zu halten.
Wir beten für unsere Verstorbenen, besonders für die Verstorbenen unserer Gemeinde, die wir in der vergangenen Woche zu Grabe getragen haben.
Lass sie ewigen Frieden finden bei dir.