Zum Evangelium Mt 1,18-25 am 4. Adventssonntag, 22.12.2019I
18 Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes.
19 Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
20 Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.
21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
22 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
23 Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25 Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
(Einheitsübersetzung 2016)
Matthäus geht es darum, die Einpflanzung des Jungfrauensohns in den Stamm Davids zu erläutern. Dabei stellt die Jungfrauengeburt nicht den Kern dieser Perikope dar, denn Matthäus führt diesbezüglich bereits zu Beginn an, dass das Kind nicht von Josef, sondern vom Heiligen Geist stammt, so nimmt der Evangelist bereits direkt am Beginn seiner Erzählung die Spannung heraus und erinnert die Leserinnen und Leser an das, was sie bereits wissen. Vielmehr stellt die Namensgebung den Zielpunkt der traditionellen Erzählung dar, in welcher der Sohn, den Maria gebären wird, den Namen Immanuel (Schauen Sie sich mal die Säulen am Eingangsportal der Kirche an und vielleicht werden Sie etwas entdecken) tragen wird, was übersetzt „Gott mit uns“ heißt.
Matthäus greift damit die Worte Jesajas auf und sieht es mit der Geburt Jesu als erfüllt an, aber wieso kann er das? Die judenchristliche Gemeinde des Evangelisten hat erfahren, dass in Jesus von Nazaret das endgültige Heilswort Gottes an Israel ergangen ist.
Von dieser Erfahrung her liest sie ihre Heilige Schrift mit neuen Augen. So deutete sie die „junge Frau” des Jesajawortes, die in der griech. Übersetzung schon zu „Jungfrau“ geworden war, auf Maria, die Mutter Jesu.
Der Evangelist Matthäus bedient sich in V.24f. der alttestamentlichen Ausführungsformel, um Josef als vorbildlichen Gerechten herauszustellen. Denn Josef wollte sich im Heimlichen von Maria scheiden, um ihren Ruf in der Öffentlichkeit nicht zu schädigen. Josef reiht sich mit dieser Handlung in die Riege der Gerechten ein, weil er das Ehegesetz im Sinne des Liebesgebotes auslegt und die Tugend der Barmherzigkeit über die wörtliche Befolgung der Tora stellt.
Josef erfährt von der geistgewirkten Lebensentstehung Jesu. An eine geschlechtliche Zeugung ist bei „durch das Wirken des Heiligen Geistes“ nicht gedacht. Das verbietet einerseits das jüdische Gottesbild ganz grundsätzlich. Es soll vielmehr das kreative Eingreifen Gottes bei der Lebensentstehung Jesu ausgedrückt werden. So hat Gott zwar den Namen ausgewählt, doch indem Josef ihm den Namen Jesus gegeben hat, adoptierte er ihn und garantierte damit seine Abstammung aus der Linie Davids.
Josef handelte aufgrund des Liebesgebotes und wurde so zu einem Gerechten. Aber was heißt das überhaupt, gerecht sein? Ist derjenige gerecht, der besonders Geld spendet? Oder ist es diejenige, die sich um obdachlose Menschen kümmert, indem sie ihnen was zu essen und warme Kleidung sowie Schlafsäcke gibt, damit sie die kalten Nächte überstehen? Egal was wir tun, um anderen Menschen oder unserer Erde zu helfen und dabei spielt es keine Rolle, ob wir etwas ganz Großes tun oder auch nur etwas ganz Kleines. Wir sollten wissen, aus welchen Gründen wir etwas Gutes tun, nicht weil wir dazu gezwungen werden oder weil wir damit ins Fernsehen oder in die Zeitung kommen wollen. Josef handelte nicht aus Eigennutz, sondern er wollte Maria vor dem Spott der Gemeinde beschützen, obwohl er sie rechtlich gesehen, hätte anzeigen können, und so sollten wir es ihm gleichtun.
Wir sollten etwas tun, weil wir es wollen, weil es aus unserem tiefsten Inneren kommen sollte und nicht, um damit einen Nutzen für sich zu gewinnen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir etwas tun wollen, weil wir auf Gott und sein Wort vertrauen können, da er uns Jesus geschenkt hat und mit ihm unter uns gegenwärtig ist. Egal was wir tun, tun wir es in dem Bewusstsein:
Gott ist mit uns
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest
Matthias Parthe