Zum Evangelium Mt 24, 29-44 am 1. Sonntag im Advent – 1.12.2019
29 Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden
und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 30 Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 31 Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern. 32 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 33 So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist. 34 Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. 35 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 36 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. 37 Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. 38 Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, 39 und nichts ahnten,bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. 40 Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. 41 Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. 42 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. 43 Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben
und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. 44 Darum haltet auchihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Wir leben in unruhigen Zeiten. Lange Zeit als selbstverständlich erachtete Normen und Regeln des menschlichen Miteinanders werden enthemmt und skrupellos missachtet und auf den Kopf gestellt und dies erschreckenderweise nicht nur anonym im virtuellen Netz, sondern zunehmend im verrohten Umgang miteinander besonders all denen gegenüber, die nicht ins eigene Weltbild passen und als Feindbild herhalten müssen für aufgestauten Frust und das Gefühl der eigenen Entwertung. Nicht ganz unverschuldet von deren Repräsentanten schwindet das Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat und dessen Institutionen. Populisten sind die destruktiven Nutznießer und bedienen und befeuern diese Situation. Nationalistische Strömungen in Folge dieser gesellschaftlichen Veränderungen in den Einzelstaaten lähmen und entzweien Bündnisse und Völkergemeinschaften …
Die Folgen des jahrzehntelangen unachtsamen Umgangs mit der Natur und den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen werden immer offenkundiger und fliegen uns in zunehmenden Stürmen zum Teil im wortwörtlichen Sinne um die Ohren. Das Meer spült unseren achtlos produzierten und entsorgten Zivilisationsmüll, der zahllose Arten verenden lässt, zurück an die Strände…
Tage der großen Drangsal (vgl. V 29), Endzeitszenario, „Himmel und Erde werden vergehen“ (V35a). Auf ersten Blick ein erschreckendes und ernüchterndes Szenario, auf das sich das heutige Evangelium bezieht. Und wenn man die Entwicklungen unserer Zeit beobachtet, läuft einem der sprichwörtliche Schauer über den Rücken. Wir scheinen genauso kopflos und unvorbereitet in unser Verderben zu laufen wie die Menschen vor der großen Flut, vor der nur die wenigen Achtsamen um Noah bewahrt wurden.
Sind wir verflucht zum Untergang, wie viele Zivilisationen vor uns? Laufen wir hilflos in den Abgrund wie die Lemminge?
„Seid also wachsam!“ (V42) ermahnt Jesus seine Jünger, und: „haltet auch ihr euch bereit!“
Wie? In all dem Chaos?
Jesus gibt eine feste Zusage: „Man wird den Menschensohn … kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit“ (V30) , „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (V35). Auch wenn Institutionen und Konventionen wegbrechen, die unserem Leben Halt gegeben haben, SEIN Wort steht und gibt uns Richtung und Halt für unser Denken und Handeln.
Guter Gott, JHWH – ICH BIN DER ICH BIN DA, im Vertrauen auf die Zusage deiner Nähe und Begleitung leite uns mit deinem Wort durch eine Zeit, in der uns die Dinge zu entgleiten scheinen. Lass uns deine Liebe weitertragen und spürbar machen und so – aller destruktiven Kräfte zum Trotz – bauen an deinem Reich im Hier und Jetzt.
Maranatha!
Maria Schmale