Zum Evangelium nach Lukas 12, 49-53 am 18.08.2019
20. Sonntag im Jahreskreis
Die Zeit der Entscheidung
49 Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50 Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. 51 Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.
52 Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; 53 der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Liebe Leserin, lieber Leser,
nachdem ich diesen Textabschnitt zum ersten Mal gelesen hatte, war ich erst einmal etwas geschockt. An dieser Stelle erlebt der Leser keinen liebevollen, gütigen und sanften Jesus Christus, hier überrascht uns seine leidenschaftliche, temperamentvolle und kämpferische Rede. Hier ist Klartext angesagt, nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Es prasselt auf uns Leser mit Feuer und Flamme nur so ein.
Nachdem ich den Text noch einmal gelesen habe, kamen mir Gedanken zu den Schlagwörtern „Feuer, Brennen und Streit“.
– Streiten kann Probleme aus der Welt schaffen, wenn die beteiligten Parteien nach Lösungen suchen. Streit kann aber auch in Wut, Hass und Gewalt umschlagen – die denkbar schlechteste Lösung, wie auch in Jakobus 4, 1-3 beschrieben.
– Mit Feuer schmiedet man Eisen. Feuer läutert Metall von Verunreinigungen. Es spendet Wärme, Energie und Licht, kann aber auch großen Schaden anrichten.
– Weltgericht – das Feuer was alles Böse verzehrt und reinigt.
– Feuer (Feuerzungen) und der Heilige Geist, wie in Apostelgeschichte 2, 1-4 beschrieben.
– Der Heilige Geist als unser Helfer und Tröster. (Johannes 14,26)
Wie oft hören wir den Satz: „dieser Mensch ist Feuer und Flamme für eine Sache“, oder „dieser Mensch brennt für eine Sache“. Damit wollen wir eine gewisse Bewunderung für einen Menschen ausdrücken, der sich zu hundert Prozent in seine Arbeit vertieft, beim Sport Höchstleistungen erbringt, viel Zeit und Kraft in ein Ehrenamt oder in sein Hobby investiert usw.
Es ist schon beachtlich, dass es so viele Menschen gibt, die voller Elan ihre Arbeit erledigen. Wie armselig wäre es um unsere Gesellschaft bestellt, wenn wir nicht die vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer/innen hätten, die für ihre Arbeit „Feuer und Flamme“ sind oder „dafür brennen“.
Ich vermute, diese Menschen erhalten einen innerlichen Ruf zu helfen. Sie schreiten dann zur Tat, ohne lange zu Überlegen oder Drumherum zu reden. Sie möchten aktiv etwas tun, anstatt nur zu jammern und zuzuschauen.
Helfen oder etwas verbessern wollen, erfordert Ideen, Mut, Willen, Durchsetzungskraft, Stellung beziehen.
Woher kommt das alles? Ist es das Feuer des Heiligen Geistes, der uns Menschen zu aktiven Helfer/innen formt? Vielleicht ist das ja auch das Feuer, von dem der Apostel Lukas in diesem Textabschnitt schreibt.
Der Herr Jesus stellt uns vor die Wahl – stellen wir uns den Problemen, sind wir bereit etwas zu unternehmen, wollen wir Ihm nachfolgen – oder wenden wir uns resigniert und frustriert ab?
Er weiß darum, dass Christen wegen ihrem Glauben gemobbt, verachtet oder sogar getötet werden. Er weiß darum, dass es an vielen Ecken und Enden unserer Welt brennt – Krieg, Umweltzerstörung, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Verfolgung, Hunger und Elend.
Er wünscht sich für seine Gemeinde einen starken Glauben. Wir
dürfen selber Entscheidungen treffen, selber kreativ werden, mitmachen,
mitgestalten, auch etwas ablehnen, Fehler machen und daraus lernen.
Dazu schenkt Er uns den heiligen Geist als Helfer, Berater und Tröster. Er gibt uns die Möglichkeit – gerade auch durch die vielen kirchlichen Einrichtungen – anderen Menschen in ihrer Not zu helfen.
Gut, dass es Adveniat, Misereor, Bonifatiuswerk, Missio, Caritas international, Kindermissionswerk und so viel andere Hilfswerke gibt. Wie schön ist es, dass viele Menschen in den entlegensten Winkeln unserer Erde die frohe Botschaft über die christlichen Radio-, TV- und Internetdienste erhalten können. Auch an der Basis „vor Ort“ wird innerhalb der Gemeinden mit so viel Engagement etwas für die Mitmenschen getan, weil Helfer/innen für ihre Arbeit „brennen“. Deshalb kann ich
Menschen auf den einfältigen Spruch: „Kirche – brauche ich nicht!“ – antworten:
Doch – Kirche brauchen wir!“ Gerade heute und mehr als nötiger denn je, gerade weil es an vielen Ecken und Enden unserer Welt brennt.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den
Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus
der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter:
www.katholisch.de/video/serien/tagessegen