2. Sonntag der Bereitungszeit, 17.03.2019
Zum Evangelium nach Lukas 9, 28b – 36
So ist das im Leben. Man folgt dem Meister und ist ganz allein mit ihm und anstatt zu lernen, wird man müde und schläft ein. Klingt so ganz nach einer höchst langweilig empfundenen Stunde in der Schule, in der Ausbildung, an der Uni oder sonst einer Fortbildung. Dann wird man plötzlich wach, merkt, dass es plötzlich total spannend ist und will den Moment festhalten, weil man ihn noch gar nicht richtig begriffen hat. Doch der Moment lässt sich nicht festhalten, schon gar nicht in Form von Hütten zementieren, sondern die Dynamik setzt sich fort und plötzlich kommt man gar nicht mehr mit. Egal, wie wach wir jetzt sind: Das, was passiert, kriegen wir nicht in den Griff, es ist buchstäblich nicht mehr von dieser Welt.
Petrus, Johannes und Jakobus stehen für mich stellvertretend in diesem Evangelium für die Menschen. Im Prinzip verlässlich, freundlich, kraftvolle Mitmenschen – aber eben manchmal im komplett falschen Zeitpunkt vollkommen daneben. Erschöpft. Verständnislos. Mit so einem Petrus, Johannes und Jakobus kann ich mich leicht identifizieren.
Das Bild in der Bibel zeigt eine Wolke, die erst ihren Schatten wirft und die Jünger dann einschließt. Nicht, um sie zu umnebeln, sondern damit sie ganz genau eine Stimme wahrnehmen können: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
In die Zeit der Bereitung vor Ostern hinein soll diese Wolke auch heute noch wirken. Ich finde es beruhigend, dass die Jünger in der Wolke zwar eingeschlossen sind, aber in diese Orientierungslosigkeit hinein den Laien ein klarer Gedanke gegeben wird. Einen, den man auch als nicht ganz aufmerksamer Mensch, dem die Konzentration ab und zu abhanden kommt, begreifen kann: „Auf ihn sollt ihr hören.“
Was, wenn ich in dieser Bereitungszeit die Frage stelle, was mich in meiner Wolke ängstigt? Was, wenn ich in diese persönliche Orientierungslosigkeit hinein zulasse, dass mir zugesagt wird, wo es lang geht? Die Jünger im Evangelium sind offenbar sehr beeindruckt. Sie schweigen. Drei Menschen erleben etwas und schweigen. Doch in ihnen arbeitet es. Sie versuchen, das Erlebte zu begreifen und sie haben den Abstieg vom Berg hinab Zeit dazu, dem Wort Platz im eigenen Denken einzuräumen. Jesus bleibt bei ihnen – im Zeichen der Eucharistie für immer.
„Auf ihn sollt ihr hören.“ Klare Sache.
Ihnen wünsche ich einen erhellenden Wechsel aus Wolke und klarer Sicht an diesem Sonntag und die kommende Zeit.
Tim Wollenhaupt