Zum Evangelium Mk 8, 27-35 am 24. Sonntag im Jahreskreis – 16. September 2018
27 Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?
28 Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten.
29 Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus!
30 Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen.
31 Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
32 Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen.
33 Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Kennen Sie/kennst du das auch? Ich setze mich an meinen Laptop, um ganz schnell mal etwas zu erledigen – und dann bleibe ich im Internet hängen und zappe mich von Bericht zu Bericht. Da lese ich dann nicht nur die Nachrichten zur aktuellen politischen Lage in Deutschland und der Welt, sondern lande zur Entspannung oder Ablenkung dann auch bei Neuigkeiten über diverse Stars und Sternchen, genau wie ich beim Friseur oder Arzt dann doch mal durch die diversen Zeitschriften blättere, obwohl ich die dort veröffentlichten „Sensationen“, Bekenntnisse und Selbst- wie Fremddarstellungen ziemlich lächerlich oder reißerisch finde und ihren Wahrheitsgehalt eher als gering einschätze. Genau genommen hat das schon so etwas von Voyeurismus.
Umgekehrt scheint es aber dann auch so zu sein, dass es der Mehrzahl der Protagonisten solcher Artikel und Bilder wichtig zu sein scheint, öffentlich „Nabelschau“ zu betreiben und sich in ein möglichst gutes Licht zu setzen oder doch zumindest Aufmerksamkeit zu erregen. Auch die aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenkenden sozialen Medien mit ihren diversen Plattformen bedienen dieses Bedürfnis. Dort bekommt man, wenn man das möchte, das komplette Leben der dort „Postenden“ auf dem Silbertablett serviert – von der Kleidung über die aktuellen Mahlzeiten, Aufenthaltsorte bis zu mehr oder minder sinnigen Aussagen zu diversen Ereignissen. Ganz im Gegensatz zu den lauten Schreien nach Datenschutz, zieht sich da so Mancher vor einem nicht zu kontrollierenden Publikum im übertragenen (und manchmal auch wörtlichen) Sinne regelrecht aus. So groß ist das manchmal bis ins Krankhafte gesteigerte Bedürfnis nach Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit.
Da gibt es schon skurrile Auswüchse! Aber mal ganz ehrlich, sind wir selbst in der Lage, uns irgendeiner Form von Selbstdarstellung nach außen hin ganz zu entziehen? Den Wenigsten ist es völlig egal, was andere von ihnen denken.
Jesu Frage danach, für wen ihn die Menschen halten, hat eine andere Ausrichtung. Er fragt sich, ob die Menschen den Sinn seines Daseins und Auftrags erkennen und solange die große Masse noch nicht in der Lage ist, dies zu erfassen, sollen die Jünger ihre eigene „Erkenntnis“ nicht an die breite Öffentlichkeit tragen. Denn wie sehr deren vermeintliche Erkenntnis noch einem Lippenbekenntnis gleicht, verdeutlicht die Reaktion des Petrus auf Jesu Ankündigung seines Leidens, Sterbens und Auferstehens.
Ich kann mir so richtig vorstellen, wie Petrus Jesus Dinge sagt wie: „Mit so was kannst du doch den Menschen nicht kommen! Das schreckt sie doch total ab! Wie sieht das denn aus? Wie kommt das denn rüber?“ Petrus hat tatsächlich im Sinn, was die Menschen wollen– menschlich eben … – während Jesus den Einblick in Gottes Willen hat und die feste Entschlossenheit, diesem zu folgen. Wobei – die Zurechtweisung an die Jünger lässt nach meinem Empfinden neben dieser Entschlossenheit und Göttlichkeit Jesu zugleich auch dessen Menschlichkeit wahrnehmen. Tritt hinter mich, Satan könnte man übersetzen mit „bleib mir bloß weg damit, führ mich nicht in Versuchung, einen einfacheren Weg zu gehen!“.
Was können wir aus der Frohen Botschaft des heutigen Sonntags mit in die Woche nehmen?
- Kritisch, aber ruhig auch mit einem Schuss Ironie, auf die vielfältigen offensichtlichen und versteckten Selbstbeweihräucherungen schauen (auch auf unsere eigenen ; -) ), um sie richtig einzuordnen.
- Bei eigenen wie fremden Entscheidungen und Handlungen kritisch hinterfragen, wer was damit im Sinn hat.
- Gott darum bitten, wahrnehmen zu können, wo und wie wir in seinem Sinne handeln.
Aber vielleicht sind es auch ganz andere Gedanken und Ideen, die Sie/dich nach dem Lesen des Bibeltextes bewegen. Schön, wenn uns alle die Freude am Nachdenken über Gottes Wort verbindet!
In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Woche.
Maria Schmale