- Sonntag im Jahreskreis (08.10.2017) – Zum Evangelium Mt 21, 33-44
…wie im Himmel so auf Erden!
Gleichnisse vermitteln ein Bild vom Reich Gottes.
Im Gleichnis von den bösen Winzern steht der Gutsbesitzer für Gott,
der Weinberg steht für die Welt oder für das Reich Gottes,
die Pächter, also die Winzer könnten die Menschen sein,
denen das Reich Gottes anvertraut worden ist.
Und die Knechte? Propheten? Apostelinnen und Apostel?
Der Sohn? Jesus selbst?!
Das könnte sein. Gott vertraut den Menschen sein Reich an.
Und bei Zeiten beauftragt er Propheten oder sendet gar seinen Sohn in die Welt
und was machen die Menschen?
…Mord und Totschlag! Hinrichtung! Todesstrafe!
Jesus prophezeit, welches Schicksal ihm und den seinen droht!
Und wahrscheinlich immer wieder neu!
Tod am Kreuz oder am Galgen irgendeiner Montagsdemo in Dresden,
in Charlotteville oder Las Vegas oder sonst wo auf der Welt?!
Die Menschen versuchen sogar sich Gottes Eigentum zu bemächtigen.
Sich sogar ganz Gottes zu entledigen!
„…wie reagiert der Gutsherr, wie reagiert Gott?“, ist die Frage.
…er hält am Menschen, den Winzern, fest, könnte die Antwort sein.
Er verzeiht ihnen!
Ist es nicht das, was uns das Evangelium verkündet?
Der Sohn stirbt um unsere Sünden auf sich zu nehmen?
Er stirbt durch unsere Hand
und doch verzeiht er uns
wie ein guter Vater und eine gute Mutter?
…ganz so einfach scheint die Sache mit dem Reich Gottes
in dieser Gleichniserzählung des Matthäus nicht zu sein.
Dieses Sohnes und dieses Gottes kann man sich nicht entledigen.
Ist er Orientierungspunkt, der darüber entscheidet,
ob die Menschen sich des Reiches Gottes würdig erweisen?!
Der Eckstein, an dem auch einiges zu Bruch gehen kann.
Falsche Utopien und Träume?!
Falsche Behauptungen und Interpretationen?
Vielleicht auch falsche Dogmen und Rechtsvorschriften?
Matthäus führt das Evangelium auf jeden Fall noch ein Stückchen weiter,
als es in der Sonntagsliturgie gelesen wird (Mt 21, 45):
„Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten,
merkten sie, dass er von ihnen sprach.“
Der Titel eines Buches des jüngst verstorbenen Politikers Heiner Geissler
lautet: „Was würde Jesus dazu sagen?“
Was würde Jesus zu uns als Kirche sagen?!
Würde er sagen:
„Das Reich Gottes wird euch weggenommen
und einem Volk gegeben werden,
das die erwarteten Früchte bringt!“?
War SEIN Volk auf dem richtigen Weg in den vergangenen 2000 Jahren
oder auf einem Irrweg?
Wollte er diese Kirche, eine andere oder keine?!
Haben Reformation und das zweite Vatikanische Konzil
dazu beigetragen,
(wieder) in die richtige Spur zu gelangen,
die der Eckstein vorgibt?!
Stößt die Kirche in den derzeitigen Diskussionen
und auch Auseinandersetzungen gerade an diesen Eckstein
oder ist sie kurz davor an ihm zu zerbrechen?
Ich bin mir sicher,
wenn die Winzer SEINE gute Nachricht als Grundlage ihrer Diskussion nutzten
und sich gemeinsam an ihr orientierten,
und das Gesamtbild SEINER Botschaft auf sich wirken ließen,
dann würde ihnen eine Idee SEINES Reiches offenbar,
die Ihre Weggemeinschaft auf einen guten Weg brächte,
SEIN Reich zu bauen.
…wie im Himmel so auf Erden!
Thomas Schlott