Zum Evangelium Mt 17, 1-9 Die Verklärung Jesu – Sonntag, 6.8.2017
Die biblischen Geschichten sind voller Bilder. Es sind diese Bilder, die die Inhalte so zeitlos machen. Man mag sich darüber streiten, wieviel Freiheit gestattet ist, bei ihrer jeweiligen Interpretation. Aber ganz nach Psalm 1, den Gregor Linßen so eindrücklich zur Grundlage eines seiner bekannten Lieder gemacht hat, fühle ich mich eingeladen, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen – getragen von der Ermutigung: Wohl dem, der Freude hat an Gottes Wort, darüber nachdenkt Tag und Nacht …
Bild 1: Er führte sie auf einen hohen Berg
Mit diesem Bild verbinde ich die Assoziationen Erhabenheit, Weitblick, klare Sicht, Rundumsicht, Über den Dingen Stehen – Jesus gibt Petrus, Jakobus und Johannes die Chance des Perspektivwechsels. Sie dürfen zusammen mit ihm für kurze Zeit ihre begrenzte Wahrnehmung verlassen und die Welt aus neuer (göttlicher?) Perspektive sehen.
Bild 2: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht
Meine Assoziation hier: Losgelöst von allem, was die Jünger/uns im Alltag so bindet, wird es möglich, die Dinge zu erkennen wie sie sind. Kein „Smog“ trübt den Blick. Das Licht und Jesus sind eins. Verbunden damit ist auch die Fähigkeit, Zusammenhänge wahrzunehmen, zu hören (die alten Propheten – Künder des Wortes- sprechen mit Jesus).
Bild 3: Drei Hütten bauen
Dies Bild lässt mich schmunzeln. Es offenbart die menschliche Neigung, alles festhalten und in unsere Denkkategorien einordnen zu wollen. Heute würden wir vielleicht sagen: Lass uns schnell mal Schubladen aufmachen …
Ja, so ist das wohl. Wir erhalten immer wieder einmal die Chance eines Einblicks in das „Große Ganze“ Geht Ihnen/ geht dir das manchmal auch so, dass da plötzlich etwas aufblitzt, eine Ahnung von dem, wie es ist, das Reich Gottes? Festhalten möchte ich diese Momente, ihnen einen festen Ort geben, doch jedes Mal entgleiten sie und zurück bleibt – immerhin – eine schwer fassbare Ergriffenheit und eine gestärkte Hoffnung ….
Der Schatten, der auf die Jünger fällt, ist vielleicht ein Bild dafür, dass es uns unmöglich bleibt, in dieser für Momente gewährten Perspektive zu verharren, weil es einfach unser „Fassungsvermögen“ übersteigt: Die Stimme, die bestätigt, dass diese geschenkte Wahrnehmung keine Fata Morgana ist, lässt die Jünger zu Boden sinken und erschreckt sie.
Und wieder einmal ist da das Wort Jesu an die Jünger und an uns: Steht auf, habt keine Angst! Er nimmt uns immer wieder – im Rahmen unserer Möglichkeiten – mit „in die Höhe“, damit wir danach in den „Niederungen“ unseres Alltags ehrfurchtsvoll, aber ohne Angst, ihn vor Augen habend, Mut und Kraft haben, freudig mitzuarbeiten am Reich Gottes.
Viel Freude an Gottes Wort in dieser Woche wünscht allen
Maria Schmale