- Sonntag im Jahreskreis, 20.08.2017 – Zum Evangelium nach Matthäus 15, 21 – 28
Gewiss haben Sie schon einmal eine Einladung ausgesprochen. Sie haben Menschen bewusst ausgewählt und haben sich diesen Menschen in besonderer Weise zugewandt. Sie haben für diese Menschen einen Tisch gedeckt, eingekauft, gekocht, das Tischgespräch vielleicht geführt und mitunter sogar genossen, hinterher aufgeräumt und abgewaschen. Aber sicher hätte nicht jeder an Ihrem Tisch Platz nehmen können, sondern nur die, die Sie eingeladen haben.
So ähnlich wirkt Jesus im heutigen Evangelium: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“, sagt Jesus auf das Bitten der Jünger, einer fremden Frau Gehör und Hilfe zu spenden. Man könnte sagen: Jesus ist Dienstleister Gottes und er verfährt seinem Auftrag gemäß. Das ist im Sinne des Dienstherrn, das ist vom Budget umfangen und das ist angestrebter Sinn des Tuns. Aber mehr auch nicht. Auch ein Heiler hat mal Feierabend.
Vielleicht könnte man auch sagen: Jesus, der Dienstleister Gottes, erkennt seinen eigentlichen Dienst. In den Lesungstexten des heutigen Sonntages (Jes 56, 1.6-7 und Röm 11, 13-15 und 29-32) wird dieser Gedanke vertieft: Gott erwählt sich sein Volk. Aber nicht aus einer Nation heraus, sondern aus dem Glauben der Menschen. Wer zu Gott gehört, entscheidet nicht die Herkunft, sondern das Bekenntnis.
Wen hätten Sie denn zum Essen eingeladen? Nur Ihre Verwandten? Oder auch Ihre Freunde, die Menschen, mit denen Sie sich gern umgeben möchten, unabhängig von Verwandtschaftsgrad, Wohnort, Nationalität oder Beschäftigungsverhältnis. Diejenigen also, die Ihnen seelisch nahestehen, im Herzen verwandt sind. Mancher wird jetzt sagen: Vielleicht viel eher die Freunde als die Verwandten.
Im Rahmen einer Eucharistiefeier sind diejenigen an den Tisch geladen, die Gott selbst in sich aufnehmen möchten und weitertragen möchten. Diejenigen, die sich in Gottes Namen versammelt haben und die daran glauben, dass Gott mitten unter ihnen gegenwärtig ist. Diejenigen, die in ihrem Herzen das Fenster geöffnet haben und sich wünschen, dass der Heilige Geist sie durchlüften möge. So erkläre ich mir das heutige Evangelium und den Wandel in den Worten Jesu: Aus dem Abweisenden wird der Erkennende, der im Tun der Gläubigen deren Motivation erblickt und feststellt, dass die ausgestreckte Hand eine Hand gefunden hat, die zugreift. Jesus wendet sich der Bittenden zu und gibt ihr und der Tochter seine Liebe mit auf den Weg. Und er lässt sich dabei bewegen von den Jüngern, die die Fürbitte der Frau untermauern, sich zu Anwälten der Bitte machen. Ein starkes Stück Gemeinschaft, welches uns hier begegnet.
Ihnen wünsche ich, dass Ihre Bitte einen Fürsprecher findet, Beistand erfährt, dass Ihnen Gott ins Herz blickt und Sie erkennt als einen Menschen aus Seinem Volk. Man kann das auch den Wunsch um einen gesegneten Tag nennen.
Tim Wollenhaupt