- Sonntag im Jahreskreis, 30.07.2017 – Zum Evangelium nach Matthäus 13, 44 – 52
Schon in meiner Kinderzeit wurden ungute Vorahnungen von älteren Menschen mit den Worten umschrieben: „Das wird noch Heulen und Zähneklappern geben!“ Im heutigen Evangelium findet sich der Ursprung dieser Redewendung. Und es gibt eine Ahnung von dem, was man wohl als Fegefeuer bezeichnet.
Aber was es auch gibt, ist die Tatsache, dass Jesus immer in Bildern sprach. Die Beispiele vom Mann, der den Acker kauft oder dem Kaufmann, der die Perle erwirbt, sind ebensolche Bilder wie das Brennen der Bösen im Feuer.
Die Handelnden im heutigen Evangelium suchen in einer ganz bestimmten Richtung. Sie wollen das Beste, was überhaupt angeboten werden kann. Den Acker mit dem Schatz, die eine besondere Perle, gute Fische. Und sie geben alles dafür, was sie haben. Nichts in ihrem bisherigen Leben ist so wichtig, dass es behalten wird. Ein Konsum-Evangelium? Preist Jesus den Kaufrausch? Kann man sich das Himmelreich erkaufen? Oder wenigstens mit Geld die Zeit im Feuer verkürzen?
Die, die das Wesentliche gefunden haben, geben ihren übrigen Besitz auf. Sie hängen nicht an dem, was sie bisher – vielleicht auch in bester Absicht – erworben haben. Sondern sie konzentrieren sich allein auf das Ziel. Es geht nicht darum, etwas zu erwerben oder zu besitzen: Der Zufall schenkt dem Mann auf dem Acker den gefundenen Schatz. Auch die besondere Perle wird zwar gesucht, aber ihr Finden war Zufall. Man kann nach dem Ersehnten suchen, man kann aber den Fund nicht planen. Gottes Liebe begegnet mir ebenso zufällig. Und ich kann mich über diesen Fund ebenso freuen wie der Kaufmann sich über die ganz einzigartige Perle freut. Unter den verschiedenen Formen, an eine höhere Macht zu glauben, kann ich mich über das Christentum als Weg der Verehrung ebenso begeistern.
Das schließt nicht aus, dass auf dem Nachbaracker auch ein Schatz vergraben wurde oder eine noch viel prächtigere Perle in einer anderen Muschel gewachsen ist. Entscheidend ist: Für mich ist das Gefundene genau richtig. Dann aber auch mit aller Konsequenz: Wenn Du Dich für Deinen Gott begeisterst, dann vollständig. Dann lass seine Begleitung in Deinem Leben zu, jeden Tag. Das heißt für mich: Gott bietet mir jeden Tag seine Liebe an. Nicht nur sonntags in einer Kirche. Immer. In diese Zusage hinein fragt Jesus: Habt ihr das alles verstanden? Eine Frage, die sich mir heute auch stellt: Habe ich das verstanden? Und habe ich aus diesem Verständnis heraus gelebt?
Die Jünger antworten mit einem knackigen „ja“. Bei mir merke ich, dass meine Antwort eher lauten müsste: „meistens“ oder „im Groben schon“. Was mich dann tröstet, ist der aufbrausende, fehlerhafte Jünger Simon. Der, dem Jesus zusagt, das Fundament für seine Kirche zu sein. Schön, wenn einem Jesus als Perle oder ganzer Schatz im Acker wenigstens die Suche gestattet. Ihnen wünsche ich das Finden und Behalten. Mir auch.
Tim Wollenhaupt