Zum Evangelium Mt. 10.26-33 12. Sonntag im Jahreskreis 25. Juni 2017
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern „: Fürchtet euch nicht vor den Menschen!
Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.“
Wege und Umwege, Bruch und Neuanfang, Kämpfe und Wunden, Größe und Versagen – alles gehört zu unserem menschlichen Leben.
Wir Menschen neigen dazu, einander zu beurteilen und damit unter Druck zu setzen.
Wir haben Denkmuster in uns, was geht und was nicht geht, was sich gehört und was
völlig abzulehnen ist.
Mit unseren Erwartungen und Beurteilungen setzen wir uns gegenseitig unter Druck. Wer Zielscheibe von Gerede und Gerüchten ist, der kann was erleben! Man kann einen Menschen mit Meinungen und Vorurteilen das Leben schwer, fast unmöglich machen. Man kann einen
Menschen mit Worten hinrichten.
„ Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“ Gleich dreimal spricht Jesus seinen Jüngern diesen
Trost zu und macht uns Mut, den Kopf zu heben und geradeaus weiter zu gehen.
Menschen, die lieblos und böse über andere reden, machen in aller Regel deutlich, dass sie selbst etwas verbergen wollen.
Wer ehrlich ist mit sich selber, der weiß, welchen Kampf er oft genug auch mit sich hat.
Jeder hat seine Macken, seine seelischen Wunden, seine dunklen Seiten, seine tiefsten Geheimnisse.
Jeder hat schon Glück gehabt, dass seine Schwächen verborgen geblieben sind, seine Fehler, Versäumnisse und sein Versagen nicht allzu böse Folgen hatte.
Wer mit seinem Lebensweg einigermaßen klar kommt und in der Spur bleibt, der tut gut daran, mit denen barmherzig zu sein, die aus der Bahn geworfen sind. Menschen, denen schweres Leid angetan wurde brauchen weder Schadenfreude noch moralische Entrüstung, sondern Hilfe und Halt.
„ Nichts ist verborgen, was nicht offenbar wird.“ Wer Druck ausübt und an seiner Macht hängt ist unsicher und armselig. Ein wirklich starker Mensch freut sich darüber, dass die anderen genauso stark, selbstbewusst und glücklich sind.
Wer über andere lästert und sie verurteilt hat es nötig.
Gib einem Menschen Macht und du lernst seinen Charakter kennen.
Viel Unglück auf dieser Welt kommt daher, dass Menschen nicht miteinander reden, sondern über- und gegeneinander.
Gott ist die Liebe. Wer den Menschen gut ist und Ihnen das Gute tut, der verehrt Gott dadurch.
Entscheidend für das Gelingen oder Misslingen des menschlichen Lebens ist nicht die äußerliche Karriere, sondern der innere Gehalt an Liebe, Wahrheit und Freiheit.
„ Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Ihnen allen wünsche ich einen guten und gesegneten Sonntag und ein respektvolles Miteinander.
Ulla Proyer