Zum Evangelium Joh 14, 1-12 am Sonntag, dem 14.5.2017
Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Es sind Abschiedsworte an die Jünger und es sind Trostworte an die Christen und Christinnen aller Zeiten: „Lasst euch nicht durcheinander bringen vom Kreuz, vom Hunger, vom Krieg, vom Streit in der Welt, vom schweren Schicksal. Glaubt weiter an die Liebe Gottes und glaubt an mich!“ An Jesus glauben, ohne sich erschrecken zu lassen vom Kreuz.
An die Liebe des Vaters im Himmel glauben, ohne sich verwirren zu lassen von Hass und Habsucht vieler Menschen. Glauben, ohne sich entmutigen zu lassen von den Sachzwängen und lebensfeindlichen Fakten in dieser Welt, in dieser Kirche, in mir selbst.
Jesus spricht hier ein großes Wort des Trostes. Wir alle kennen Menschen, die schwer zu tragen haben am eigenen Schicksal und die trotzdem ein so frisches und glaubwürdiges Zeugnis ablegen von der Liebe Gottes. Eine Jede und ein Jeder könnte sicher auf Anhieb viele, sehr viele, die ihre Behinderung, ihre Schmerzen, den Tod von Partner oder Kind, das Auseinanderbrechen der Familie nicht zum Anlass nehmen, ihren Weg mit Jesus abzubrechen. Im Gegenteil: Sie zeigen in ihrer Trauer so viel Gottvertrauen, sie strahlen mit ihrem Kreuz auf der Schulter so viel Energie und Lebensmut aus, dass man sich fragt, wo sie die Kraft hernehmen. Vielen Menschen hier mitten uns nimmt man sofort ab, dass sie von Gott getragen sind.
Jesus ist der Weg.
Es gibt in unserer Zeit viele Entwicklungen, die beunruhigend sind. Die Welt wächst zusammen und was in China, in Tibet oder in Haiti passiert, kann uns unmöglich kalt lassen. Die Menschheit steht vor sehr großen Herausforderungen und es stellt sich die Frage, was die richtigen Wege sind, ihnen zu begegnen. Liegt die Lösung des Hungers in der Welt in der Gentechnik, während Spekulanten den Getreidemarkt leerkaufen und Nahrungsmittel in Benzin verwandelt werden? Kann man dem Klimawandel mit Energietechnik begegnen, während wir – ich eingeschlossen – nicht fähig sind auf einen gewissen Lebensstandard zu verzichten? Die Kanzlerin Merkel hat es einmal auf den Punkt gebracht: „Wir müssen uns entscheiden, ob uns im Verhältnis zu China die Menschenrechte wichtiger sind oder die Geschäfte.“ „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ sagt Jesus und wir Christen und Christinnen haben den Anspruch, diesem Weg des Lebens zu folgen. Es gibt genug Menschen, die sich der Lüge verschreiben, sich selbst in den Mittelpunkt stellen und das Leben mit Füßen treten.
Dem Weg Jesu folgen ist aber nicht einfach. Ich persönlich kann und möchte ihn nicht alleine gehen. Ich brauche Menschen, die mir Beispiel sind, die Zeugnis geben, die mich weiterbringen im Glauben. Viele gibt es, die vor mir waren und viele, die mit mir gehen, auf die ich meinen Glauben baue.
Josef Winkler