Zum Evangelium Mt 21, 1-11 am Palmsonntag, 9.4.2017
Zur Freude aller Kinder (und auch vieler Erwachsener 😉 ) kommt er traditionsgemäß zu Beginn der Heiligen Woche am Palmsonntag wieder zu uns: der Esel Pepino, um uns das Evangelium dieses Sonntags ganz anschaulich vor Augen zu führen „Siehe dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers“ – nun gut, ein Fohlen ist nicht dabei, statt dessen eine Ziege, die „Freundin“ des Esels. Dies Bild ruft so manches Schmunzeln hervor. Kritiker mögen anmerken, was das Ganze denn soll.
Es geht weder um aktionistisches „Schaulaufen“, noch um „Oberammergau“, sondern wir feiern den Palmsonntag mit all unseren Sinnen. Diesem geduldigen und herzerwärmenden Tiergespann , um das wir uns mit Palm- und Buchsbaumzweigen in den Händen versammeln und das uns eine kurze Wegstrecke zur Kirche begleitet, gelingt es , viele Menschen aufzuschließen und sie eintauchen zu lassen in eine Stimmung, die wohl geherrscht haben mag an jenem Tag, als Jesus in Jerusalem einzog: Neugier, Aufregung, freudige Erwartung auf der einen Seite, Skepsis und Kopfschütteln auf der anderen – und Nachdenklichkeit sowie die Erkenntnis, das hier wohl etwas Bemerkenswertes passiert, bei allen.
Und Jesus taucht ein in die Zerrissenheit der Menschen zwischen HOSANNA und KREUZIGET IHN – und zwar nicht auf hohem Ross!
Zerrissenheit ist auch eine treffende Beschreibung für den Zustand der menschlichen Gemeinschaft in heutiger Zeit. Die Sehnsucht nach Lösung der vielen Probleme, nach Erlösung, treibt viele Menschen in die Arme vermeintlicher Heilsbringer. Wie unterscheiden wir die Geister? Vielleicht, indem wir – angeregt durch unsere Prozession mit dem kleinen Esel – wieder einmal genauer hinschauen und genauer hinhören. Esel statt Ross, Friedfertigkeit statt Hassparolen gegen Andersdenkende, sich einlassen statt Reden schwingen, Wege begehbar machen/aufeinander zugehen statt Gräben zu buddeln bzw. zu vertiefen, Anderen mit Wertschätzung und Liebe begegnen statt von Vornherein mit Misstrauen und Ablehnung…
Jesus wusste, was auf ihn zukam, und er war zu sehr auch Mensch, als dass ihm das alles keine Angst gemacht hätte. Allein sein Vertrauen auf die Zusage des Vaters und seine unermessliche Liebe zu uns machten ihn fähig, seinem Weg zu folgen. Schon ein klein Wenig dieses Vertrauens kann uns stark machen gegen das viele Dunkel, das unsere Welt immer stärker in den Griff zu nehmen scheint. Es lässt uns Zeichen setzen und diese ziehen Kreise, wie es auch in einem Lied heißt:
Ins Wasser fällt ein Stein
ganz heimlich, still und leise
und ist er noch so klein,
er zieht doch weite Kreise.
Wo Gottes große Liebe
in einen Menschen fällt,
da wird die Welt
von Licht erhellt.
Da bleibt nichts
was uns trennt.
Eine Heilige Woche, in der uns die Feier des Glaubens und des (alltäglichen ) Lebens miteinander und mit den Menschen um uns herum in Frieden verbindet und mit der wir dadurch ein Zeichen setzen, wünscht uns allen
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.