Zum Evangelium Lk 23,35-43 am Christkönigssonntag (34. Sonntag i.J.: 20. 11. 2016)
Als Papst Pius XI. 1925 das Christkönigsfest einführte, befand sich die katholische Kirche an einem Tiefpunkt der politischen Macht. Dagegen wollte der Papst ein Zeichen der Hoffnung setzen: Das weltumfassende Königtum Jesu Christi sollte alle staatlichen Herrscher in die Schranken weisen. In der Zeit des Nationalsozialismus entwickelte sich das Christkönigsfest als „Bekenntnissonntag“ zu einem wichtigen Zeichen des Widerstands gegen den Führerkult. Seit der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils wird das Christkönigsfest als ein Mutmachfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert: „Egal wie schlimm es auf Erden auch zugeht, die Aussicht auf die Herrschaft des guten Königs Jesus bleibt.“ (vgl. www.katholisch.de)
Gerade in unserer gegenwärtigen Situation sehe ich den Christkönigssonntag als ein Mutmachfest: Es richtet unseren Blick auf Jesus Christus und seine Reich-Gottes-Verkündigung, insbesondere auf sein Zeugnis der Gewaltlosigkeit.
Jesus hat ja nicht nur zu Gewaltlosigkeit und Feindesliebe aufgerufen, sondern auch konsequent danach gelebt. Damit hat Jesus die schon im Alten Testament bezeugte Einsicht aufgegriffen, dass Gewaltlosigkeit besser ist als Gewalt, dass es besser ist Opfer zu sein als gewalttätiger Sieger (so der Exeget Gerhard Lohfink). Die Figur des Friedenskönig, der auf einem Esel reitet (und nicht auf einem Kriegsross!), hat er buchstäblich realisiert, als er zu seinem Letzten Mahl mit seinen Freunden in Jerusalem einzog. Am Ende hat er sich lieber umbringen lassen, als Gewalt anzuwenden. Am Ende hing er am Kreuz – zwischen zwei Verbrechern.
Der Gekreuzigte ist für uns Christen der Friedenskönig, dessen Reich ohne Grenzen sein wird. Dieses Reich Gottes, das Jesus verkündete, hat in ihm und mit ihm hier und jetzt bereits begonnen und soll im Gottesvolk (des alten und des neuen Bundes) immer neu erfahrbar sein – durch Menschen, die seinen Spuren folgen und in seinem Geist leben und handeln.
Diese Botschaft der Gewaltlosigkeit und Feindesliebe kann heute kaum aktueller und anstößiger sein. Sie stößt auf den erbitterten Widerstand von religiösen Traditionalisten und Fanatikern, von Populisten und Nationalisten. Und sie fordert jeden Christen neu heraus, spontane Emotionen zu überwinden und einfache sowie weiterführende Fragen zu stellen wie z.B. Gerhard Lohfink:
Müssen wir nicht langsam und schrittweise erkennen, was Gewalt eigentlich ist und was sie anrichtet? Kann der Antiterrorkampf um vermeintlicher Sicherheit willen eigene Gewalt legitimieren? Müssen wir uns nicht vielmehr von jeder Gewalt verabschieden, die ja immer nur Gegengewalt erzeugt, und auf Frieden und Versöhnung setzen? Müssen wir nicht den Weg des alttestamentlichen Gottesvolkes von Neuem bedenken, bis wir bei Jesus ankommen?
Dann sind wir mitten im Evangelium am heutigen Christkönigsfest:
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte:
Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er: Jesus denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Lk 23,40-43
Am Kreuz zeigt Jesus, wer er ist: der Friedenskönig. Da zeigt er, wie weit Gewaltlosigkeit und Vertrauen tragen. Ein Bild der Hoffnung für alle, die bitten: „Denk an mich!“ Denn: „Durch ihn haben wir Erlösung und Vergebung der Sünden.“ (2. Lesung: Kol 1,14)
Der Christkönigssonntag kann uns zum Mutmachfest werden, wenn wir Jesus Christus, den Kyrios und König, mit neuen Würdenamen – den unseren – anrufen und etwa sagen: Du, mit dem uns Gottes Reich anbricht – Geliebter des Vaters, der sein Leben gibt für seine Freunde – Du, der uns die Botschaft der Gewaltlosigkeit anvertraut … Hilf uns, Deinen Spuren zu folgen!
Burkhard Schönwälder
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.