Zum Evangelium Lk 19, 1-10 am Sonntag, dem 30.10.2016
Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.
Mut zur Veränderung? Ich denke eine jede und ein jeder von uns kennt Menschen, die ihr Leben radikal geändert haben. Jemand, der ganz normal gelebt und plötzlich eine neue Aufgabe entdeckt hat? Vielleicht auch jemand, der in seinem Wirkungskreis bleibt, aber sich plötzlich ganz anders – besser – verhält?
Zachäus ändert sein Leben. Wie uns das heutige Evangelium sagt: Manche Menschen schaffen das. Sie geben ihrem Leben eine positive Wendung. Wie Franz von Assisi, der sein Leben radikal geändert hat und sein früheres Leben aufgegeben hat. Franz gründete einen Orden, der seit vielen Jahrhunderten viel bewirkt hat.
Ein solcher Mensch war auch Adolph Kolping: Am heutigen Sonntag gedenken die Kolpingsfamilien unserer Pfarrei des 25 Jahrestags der Seligsprechung Kolpings durch Papst Johannes Paul II am 27. Oktober 1991 in Rom.
Kolping wächst in sehr bescheidenen Verhältnissen auf und erlernt das Schuhmacherhandwerk. Zehn Jahre arbeitet er in diesem Beruf, ringt aber mit der Entscheidung, sein bisheriges Leben aufzugeben, um Priester zu werden. Im Alter von 23 Jahren wagt er den ungewöhnlichen Schritt. Nach Gymnasium und Theologiestudium empfängt er am 13. April 1845 in der Kölner Minoritenkirche die Priesterweihe. Als Kaplan in Elberfeld lernt er den von Johann Gregor Breuer gegründeten Gesellenverein kennen und wird 1847 dessen Präses. In diesem Zusammenschluss von Gleichgesinnten erkennt Kolping ein geeignetes Mittel zur Bewältigung persönlicher Nöte und sozialer Probleme. Er lässt sich nach Köln versetzen, wo er am 6. Mai 1849 den Kölner Gesellenverein gründet. Sozialer Wandel durch Veränderung des Menschen.
Auch Zachäus verändert sein Leben. Aber nicht so, dass er alles alte hinter sich lässt. Er bleibt seinem Beruf und seinem Umfeld treu. Er fühlt sich nicht zu einer neuen Aufgabe verpflichtet. Dennoch gibt er seinem Leben eine völlig neue Richtung. Er teilt seinen Besitz und will das getane Unrecht wiedergutmachen. Große Sympathien bei vielen Menschen sind ihm nun gewiss. Wenn es jemandem wie Franz von Assisi oder wie Karlheinz Böhm gelingt, sein Leben zu ändern, dann verdient das unseren Respekt.
Wir können etwas verändern, auch wenn es nicht immer große Anerkennung bringt. Die Lebenszusage Gottes ist eine Ermutigung zu handeln mitten in der Welt, auch wenn es aussichtslos scheint. Wir können sehen, was geschieht in der Welt, und unseren kleinen Beitrag dazu leisten, dass diese Welt etwas ausstrahlt von der Lebenszusage Gottes. Große Propheten sind wir nicht gleich. Aber wir dürfen wissen: Veränderung, ja, Umkehr ist möglich. Yes, we can! Nicht resignieren, sondern die kleinen Schritte gehen.
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.