Zum Evangelium nach Lukas 16, 19-31 am Sonntag, dem 25.9.2016
„Lazarus wird jetzt getröstet, du aber musst leiden“
…Es war einmal ein reiches Land. Inmitten anderer wohlhabender Staaten ging es ihm am besten.
Nicht alle Menschen des Landes, aber die meisten von ihnen lebten Tag für Tag herrlich und in Freuden.
Sie waren reich geworden, während andere ärmer wurden.
Vor den Grenzen des reichen Landes aber standen arme Menschen.
Viele arme Menschen. Geflohen vor dem Gräuel des Krieges
oder auf der Suche nach einer Lebensgrundlage, die die Heimat nicht mehr bot.
Gerne hätten sie sich an dem gelabt, was in dem reichen Land und bei seinen Nachbarn übrig blieb.
Doch diese wollten nicht teilen.
Und da waren welche, die sich vom Leid der Menschen einen Vorteil erhofften
und politische Anerkennung zu erhaschen suchten.
Sie wünschten sich sogar, die Armen mit Gewalt zu vertreiben oder aber untätig ertrinken zu lassen…
Das heutige Evangelium ist eine Herausforderung für alle Christen!
Es kommt zu einem Fazit: Dass den Armen Hoffnung,
denjenigen aber, die sich am Reichtum ergötzen,
keine Chance lässt.
Marx sah in solchen Botschaften das Opium des (armen) Volkes,
das sich seinem Schicksal in der Hoffnung auf das Jenseits ergibt.
Ich teile diese Ansicht nicht, ich sehe es als Auftrag!
Für uns in Deutschland und Mitteleuropa lässt sich mit einem Blick in unsere Welt konstatieren:
Wir sind absolut und im Vergleich zu den meisten anderen Staaten dieser Erde relativ reich.
Sind wir also ausgeschlossen.
Ist uns das Reich Gottes verschlossen?
Ich glaube nicht!
Im Gegensatz zu dem reichen Mann in Purpur und feinen Tüchern,
können und dürfen wir unseren Reichtum teilen.
Dabei geht es nicht nur um Geld,
von dem wir in der Gesamtheit gesehen doch genügend haben.
Wie reich sind wir,
satt zu sein, nicht dürsten zu müssen,
in Frieden und ohne reelle Angst vor Willkür zu leben
und mit der Rechtssicherheit,
dass der Staat und seine Bürger sich der Unantastbarkeit der Würde des Menschen verpflichtet sehen.
Wir können all das teilen,
mit denen,
die diesen Reichtum nicht haben.
Das ist christlicher Auftrag zu selbstlosem Tun!
Das ist keine leichte Übung, sondern es fordert genauso heraus,
wie es den reichen Mann fordern würde,
zu überlegen, wie er diesem schwerkranken Lazarus das Leben erleichtern könnte.
Ob der reiche Mann dann auch bei Abraham um Erleichterung flehen müsste?
… Ich möchte meine kleine Geschichte vom Anfang noch einmal aufgreifen
und mit einer realen Geschichte ergänzen.
Deutschland hat viele fliehende Menschen aufgenommen.
Aus einer humanitären und christlichen Verpflichtung heraus.
Das fordert uns sehr, weil es so viele sind,
die vor dem Krieg, der existenziellen Angst,
dem Hunger und Durst sowie der Willkür fliehen.
Die meisten von ihnen kommen nur deshalb zu uns.
Einer von ihnen, ein jesidischer 17-jähriger junger Mann aus dem Nordirak
bat mich kürzlich um ein Gespräch;
um eine Gespräch, das für mich kein Einzelfall,
sondern so und ähnlich alltäglich ist.
Er wolle gerne lernen!
Deutsch, Mathematik, Englisch und unser Land wolle er kennen lernen.
Sein Kopf aber lasse es nicht zu!
Immer wenn er sich konzentriere, spielten sich in seinem Kopf Szenen ab.
Szenen eines Überfalls auf seine Schule.
Szenen eines Überfalls des IS, dem er entkommen sei,
als einer von Dreien, die überlebt hätten.
Unbegründete Gewissensbisse!
Um ihn herum sehe er Blut und seine toten Mitschüler!
Horrorbilder in echt!
Er ist traumatisiert, wie fast alle von ihnen.
Wie viele unserer alten Menschen, die den Krieg noch kannten!
Ich wünsche ihm und all den anderen,
die mit ihm unter solchen Gedanken leiden,
dass wir mit ihnen unsere Sicherheit und unseren Frieden zu teilen bereit sind
und es auch bleiben,
damit sie ihr Heil finden!
Ganz gleich, ob sie Menschen des christlich-abendländischen Kulturkreises
oder eben Christen, Jesiden und Muslime aus dem orientalischen Kulturkreis sind.
Denn es sind Menschen, die vor Gott und dem Grundgesetz gleichwertig sind.
Und wir sind Christen,
die JA sagen zu IHM!
Unserem HERRN JESUS CHRISTUS
und SEINEM WORT!
Thomas Schlott
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.