- Sonntag im Jahreskreis, 19.06.2016 – Zum Evangelium nach Lukas 9, 18-24
Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Nein, mit einem lustigen Sonntagsevent hat dieser Kernsatz des Evangeliums nichts zu tun. Kirche heißt also gerade nicht Laufsteg, Happening oder geregelte Tagesstruktur. Ganz häufig hören wir in den eröffnenden Worten des Priesters von der „Feier von Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus“. Und in den Worten Jesu im heutigen Evangelium finden wir einen ziemlich direkten Hinweis darauf, dass die Feier zu beidem befähigen soll: Zum Leiden und zum Leben.
„Wer mein Jünger sein will“, ja, das wäre schon ein erstrebenswertes Ziel. Ein Leben mit Christus, einem klugen Ratgeber, einem Werber für die Liebe, einem geistreichen Rhetoriker, der bei allem inneren Feuer in ganz entscheidenden Momenten unendliche Geduld mit den Menschen aufbringt. Das also könnte der „Preis“ sein. Es folgt der Einsatz, den Jesus verlangt: „… verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
Selbstverleugnung, das werte ich als Hinweis darauf, die eigenen Motive nach hinten zu stellen, nicht egoistisch zu sein. Entscheidend im Handeln mit und an anderen sollte also nicht sein, was mir dient, sondern, was dem anderen dienen könnte. Das allerdings ist eine Aufgabe, die nicht alle Jubeljahre mal bewältigt werden soll, wenn es denn terminlich gerade passt. Christliches Leben ist kein TÜV-Termin, der alle zwei Jahre ansteht und womöglich problemlos absolviert werden kann. Nein, es kommt Jesus auf die spürbare Illustration an: Ein Kreuz auf sich nehmen. Der damaligen Welt war das ein vertrauter Anblick und in der Darstellung von Jesus unter dem Kreuz finden wir sehr handgreifliche Hinweise darauf, dass man an dieser Aufgabe schon zerbrechen kann. Jesus weiß also, was er den Menschen zur Aufgabe stellt und seine Zuhörer dürften spätestens jetzt tief durchgeatmet haben.
„Und folge mir nach.“ Diese Nachfolge kann bedeuten, so zu handeln wie Jesus. Gütig, liebevoll. Aber Nachfolge kann eben auch heißen, gegeißelt zu werden, von der Welt verstoßen und gerichtet zu werden, qualvoll in den Tod zu gehen. Und wo ist jetzt die frohe Botschaft? Nachfolge kann dann – wird dann – auch bedeuten, wie Jesus vom Tod aufzuerstehen. Und mit dieser Nachfolge wird aus dem bedrohlichen, beschwerlichen Weg zugleich auch ein Weg ins Licht und in die Hoffnung: Egal, welches Kreuz Du auf Erden tragen wirst: Der Tod wird nicht das Letzte sein. Wenn Du Dein Kreuz täglich auf Dich nimmst, wirst Du zusammenbrechen. Dir werden die Sinne und die Kräfte schwinden. Du wirst verzweifeln und auf die Hilfe anderer angewiesen sein. Aber Du kannst auch darauf vertrauen, dass derjenige, der das von Dir verlangt, diese Belastungen kennt, Dich begleitet und schließlich ins Leben einlädt.
Ihnen wünsche ich für den Sonntag und für jeden Tag die Kraft, das eigene Kreuz tragen zu können und die Gewissheit, dass dieses Kreuz ins Leben münden wird.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.