Zum Evangelium Joh 14, 23-29 am Sonntag, dem 1. Mai 2016
Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.
„Friede soll mit Euch sein; Friede für alle Zeit. Nicht so wie ihn die Welt Euch gibt; Gott selber wird es sein …“
Wie oft ich dieses Lied schon gesungen habe? Und daher ist es beim Lesen des Evangeliums Text auch sofort wieder präsent.
Und jetzt summe ich die Melodie vor mich hin und denke dabei an die unfriedlichen Situationen um mich herum, an die Terroropfer aus Paris, Brüssel und überall auf der Welt, an die zahlreichen Krisenherde in der Welt – viele Länder versinken im Krieg
aber auch an manch schwieriges Erlebnis direkt aus meinem Alltag. Es ist leider so, wie es im Lied heißt: „Unfriede herrscht auf der Erde…“
In diese Situation hinein höre ich die Worte Jesu noch einmal bewusster: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.“ Die Jünger sollen nicht beunruhigt sein und nicht verzagen. Trotz der traurigen und verwirrenden Worte, mit denen er ihnen seinen baldigen Tod ankündigt. Wie kann Jesus da erwarten, dass seine Freunde gelassen bleiben? Welchen Ausweg aus diesem Unfrieden zeigt er ihnen, zeigt er auch uns heute?
Für mich eigentlich eher unerwartet verknüpft Jesus seine Friedenszusage ganz direkt mit dem Festhalten an seinen Worten und vor allem: mit der Liebe! Und zwar mit einer so radikalen Liebe, mit der sich die Jünger letztlich sogar über seinen Tod freuen müssten. Er begründet dies mit der Feststellung: „… denn der Vater ist größer als ich.“
Jesus weitet den Blick der Jünger nach oben. Er zeigt ihnen eine größere Wirklichkeit, einen größeren Zusammenhang der Ereignisse auf. Kann er sie dadurch zum Frieden führen? Kann uns das heute einen (inneren) Frieden geben? Sollen wir Tod und Trauer, Streit und Verzweiflung, Ungerechtigkeit und Zorn einfach „weglächeln“? Ich glaube nicht, dass wir das können und auch nicht, dass dies der Weg Jesu für uns ist. Vielleicht geht es mehr darum, in unguten Situationen „liebevoll“ nach dem Größeren, nach dem Darüber zu fragen und dadurch dem aufkeimenden Unfrieden zu begegnen. Das kann manchmal recht leicht sein, führt sicherlich aber auch oft an die eigenen Grenzen.
Im Vertrauen auf den Beistand, den uns Jesus versprochen hat, will ich es trotzdem wagen!
Shalom
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.