Zum Evangelium Joh 9,1-41 am 4. Sonntag der Bereitungszeit, 6.3.2016
(Während der Vorbereitung auf die Erstkommunion werden zusammenhängend mit der Katechese in der Gemeinde St. Maria Magdalena die Evangelientexte des Lesejahres A vorgetragen.)
Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet
Sehen zu können, ein Augenlicht zu haben, ist ein großes Geschenk. Viele Kontakte zwischen den Menschen laufen über das Sehen ab.
Aber eigentlich will man doch ganz oft nicht sehen, wie es eigentlich dahinter aussieht. Wenn man da nämlich genauer hin schaut, fällt der schöne Schein ganz schnell in sich zusammen.
Wie ist das? Bei uns sind alle gleich und jeder hat die gleichen Chancen. Aber dann schauen wir mal genau hin! Von wegen Chancengleichheit. Immer noch entscheidet die Herkunft darüber, ob Du in dieser Gesellschaft Fuß fassen kannst oder nicht. Wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist, mit der entsprechenden Förderung und der richtigen Privatschule, bekommt jeder seinen Abschluss. Dumm steht nur der da, dessen Eltern das nicht können oder keinen Blick dafür haben.
Und wer noch daran glaubt, dass in der Politik einfach der, der der Bessere ist und die größere Unterstützung in der Bevölkerung hat, auch an die Spitze gelangt, der ist nicht nur naiv, sondern auch mit Blindheit für die Realitäten geschlagen. Wer einmal hinter die Kulissen geschaut hat, der hat ganz schnell alle Illusionen verloren.
Und viele wollen es doch eigentlich gar nicht sehen. Es macht so viel kaputt, wenn man das Gerümpel hinter den Kulissen sieht. Es zerstört den Reiz einer jeden Inszenierung. Und es raubt einem manches Mal sogar den Boden unter den Füßen. Denn auf was soll man dann noch vertrauen, auf was dann noch hoffen und was kann man eigentlich noch glauben! Am liebsten will man es doch einfach gar nicht wissen.
Und erst recht nicht bei einem selbst! Denn ist es bei mir selber denn wirklich so viel anders? Sieht es hinter den Fassaden, die ich von mir selbst errichte, denn so viel besser aus? Wie viel ist bei mir nur schöner Schein? Und wehe, wenn man auch nur ein wenig genauer hinsieht, hinter die Masken blickt und die gekonnte Inszenierung durchschaut!
Manchmal tut es doch ganz gut, wenn man bestimmte Dinge einfach gar nicht sieht. Blindheit kann auch sehr bequem sein. Man braucht dann nämlich nichts zu ändern, man braucht sich nicht zu ändern.
Jesus aber öffnet die Augen. Er öffnet sie dem Blindgeborenen im heutigen Evangelium. Und er öffnet sie uns – auch dort, wo wir es eigentlich gar nicht wollen. Er tut es, weil es notwendig ist. Es tut nämlich Not etwas zu ändern, damit sich diese Welt ändert. Und das beginnt damit, dass wir uns ändern.
Jesus gibt sich nicht mit Blindheit zufrieden. Und diese Blindheit entschuldigt auch nichts. Er macht uns den Mut und er gibt uns die Kraft Dahinterzublicken, die Schmutzecken wirklich aufzudecken. Er tut es, damit wir was ändern, bei uns selbst, in unserer Gesellschaft und in dieser Kirche.
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.