Zum Evangelium Lk 1, 39-4 am 4. Sonntag im Advent (20.12.2015)
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?…..
Begegnung im Advent – ein Abenteuer
Die Abenteuertour Marias beginnt mit einer unerwarteten, unbekannten, ja mit einer
abenteuerlichen Begegnung, . Davon lesen wir unmittelbar vor unserem heutigen Text im Lukasevangelium.
„Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären…
Da sagte Maria: Mir geschehe wie du gesagt hast!“
Eine Zustimmung zu einer unvorstellbaren Verheißung! Das Leben, Gott, kommt unmittelbar auf Maria zu!
Und sofort kommt Bewegung in ihr Leben und das Abenteuer geht weiter.
Maria, diese ganz junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Frau, macht sich auf den Weg zu ihrer alten Cousine Elisabeth. Sie eilt, heißt es im Text. Es war ein langer und für eine junge, schwangere Frau alleine sicher ein abenteuerlicher Weg durch das judäische Gebirge.
Mit welchen Gedanken Maria da wohl unterwegs war?
Sie hatte ja durch den Engel erfahren, dass auch Elisabeth ein Kind, einen Sohn, erwartete.
‚ Die gute, alte Elisabeth! Ich weiß gar nicht, wie viel Jahre sie immer darauf gewartet und gehofft hatte, Mutter zu werden. Mir klingen bei der Erwähnung ihres Namens nur immer die Seufzer meiner Mutter im Ohr: Die arme Elisabeth! Sie hat viel durchgemacht. Jahwe hat ihr Flehen nicht erhört.
Und jetzt das! Zu ihr muss ich hin, ihr muss ich erzählen, was geschehen ist und wird – mit und durch mich!! Und muss hören, wie es ihr geht. Nur ihr kann ich davon erzählen, nicht Josef, nicht meinen Eltern und nicht meinen Geschwistern. Die können das nicht begreifen, was ich ja selbst noch nicht verstehe! Aber Elisabeth – sie ist schon im 6. Monat!, hat der Engel gesagt. Sie hatte schon mehr Zeit, darüber nachzudenken und sich auf das Kind zu freuen. Außerdem ist sie doch auch schon viel lebenserfahrener als ich! Mit ihr kann ich bestimmt über all das Neue sprechen und sie wird mich nicht für verrückt erklären! Außerdem kann sie gerade jetzt sicher auch meine Hilfe im Haus brauchen – schließlich ist ja nicht mehr die Jüngste!‘
Und dann begegnen sie sich – Maria und Elisabeth. Zwei Frauen voller Leben – zwei Frauen mit je eigenen Aufbrüchen – zwei Mütter auf Augenhöhe! Und es ereignet sich in dieser Begegnung sehr viel mehr und Größeres, als sie es sich vorher hätten vorstellen können! Ich glaube, sie erleben beide in dieser Begegnung einen ganz besonderen Advent: Die Ankunft des noch kommenden Gottes, die Ankunft von Immanuel, dem Gott-mit-uns! Sie erleben beide eine Gottesbegegnung! Gott ist unmittelbar in ihr Leben getreten und sie haben es gemerkt und ihm Raum gegeben. Maria und Elisabeth werden sehr hellhörig, einfühlsam und stark. Sie sind nicht mehr mit sich beschäftigt, sondern sie sind jetzt Prophetinnen des kommenden Heils.
Beide Frauen haben sich von Gott in den Dienst nehmen lassen. Ihre Söhne – der eine von der alten Frau lange ersehnt, der andere für das junge Mädchen eine echte Zumutung – haben einen Auftrag zu erfüllen und sie, die Mütter haben dem zugestimmt. Gott eröffnete ihnen und damit dem ganzen Volk Israel und uns neue Möglichkeiten!
Hellhörig, einfühlsam und stark möchte ich durch die letzten Tage im Advent auf Weihnachten zugehen und mein Herz offen halten für überraschende, abenteuerliche Begegnungen ……
Dorothea Schönwälder
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.