Zum Evangelium Joh 6, 1-15 am 17. Sonntag im
Jahreskreis – 26. Juli 2015
Menschen haben Hunger. Überall auf der Welt. Sie hungern ganz konkret
nach Brot und Nahrung, sie hungern nach Liebe und Anerkennung, nach Sinn
und nach Heil. Jeder Hunger verlangt nach Sättigung; das Leiden an Hunger jeglicher Art gefährdet Menschen an Leib und Seele.
Als sehr aktuelles Beispiel für Hunger mit hochpolitischer Brisanz kommt
mir die Fluchtbewegung von Hunderttausenden von Menschen über das
Mittelmeer in den Sinn, der erzwungene Aufbruch aus Kriegs- und
Krisengebieten in aller Welt. Wie viele Menschen auf unserer weiten Welt
hungern nach körperlicher Unversehrtheit, nach materieller Sicherheit
und Zukunftsperspektiven für sich und ihre Familie!
Bei Johannes lesen wir heute, dass Jesus am See von Tiberias von einer
großen, hungrigen Menschenmenge umgeben ist. Die Jünger sind ratlos; sie
zählen und rechnen und fürchten, dass es nicht reicht. Ich vermute, uns
ginge es ähnlich. Und Jesus? Er bildet eine Gemeinschaft, teilt das, was
da ist, an alle aus… – und es bleibt ein Vorrat!
Auf der Grundlage von Erbarmen erwächst eine grenzenlose Gemeinsamkeit
des Miteinander-Teilens. Erinnern wir uns: Das Evangelium verheißt allen
Menschen grenzenlose Fülle des Lebens im Reich Gottes!
Für mich ist das heutige Evangelium eine Einladung, hinzuschauen im Hier
und Jetzt mit wachen Augen, mit „Herzens-Augen“, den Hunger um mich
herum wahrzunehmen, mich wirklich anrühren zu lassen, und mit großem
Vertrauen das zu teilen, was mir geschenkt ist. Damit das Wunder
geschehen kann: Es bleibt genug übrig.
Zum Schluss möchte ich einen Menschen unserer Zeit in den Blick nehmen,
der mir großes Vorbild im christlichen Glauben und in der Jesusnachfolge
ist, weil er in besonderer Weise die Hungernden und Entrechteten ins
Zentrum seiner zärtlichen Sorge gerückt und ganz entschieden Solidarität
gelebt hat. Die UNO hat ihm einen Internationalen Gedenktag gewidmet.
Ich spreche von Oscar Romero, der am 24. März 1980 in El Salvador
ermordet wurde und den Papst Franziskus am Pfingstsamstag 2015 –
endlich! – selig gesprochen hat.
Brigitte Meier
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.