Zum Evangelium Mt 10, 26-33 am Sonntag, dem 22.6.2014
Der heutige Evangelientext löst gemischte Gefühle in mir aus, denn er wurde mir früher einmal vermittelt mit dem Unterton: Wehe, du bekennst nicht! Dann bist du verloren.
Dann habe ich mich immer gefragt: Wie soll das denn aussehen, dieses Bekennen, ohne dass das völlig „aufgesetzt“ herüberkommt? Denn mir waren die Menschen, die Gott und Jesus ständig in ihrem Reden und Tun erwähnten, immer als sehr moralin-sauer vor Augen, wie die amerikanischen Fernsehprediger, denen man nur zu offensichtlich anmerkte, dass sie nur die Eintreiber oder Aushängeschilder für prächtig florierende Wirtschaftsunternehmen waren, die mit den Ängsten oder aber auch mit der Begeisterungsfähigkeit der Menschen ihr Spiel trieben. So ganz und gar nicht mein Ding!!
Also versuche ich nun, die alte Brille abzulegen und den Text noch einmal völlig neu auf mich wirken zu lassen und da fallen mir zwei Aussagen besonders ins Auge:
Gleich zweimal, und so wie eine Bestärkung wirkend, findet sich in der Textpassage der Aufruf „fürchtet euch nicht!“ Dieser Zuspruch tut mir gut. Wie oft bin ich doch unsicher in meinem Tun, mache mir Sorgen darum, dass ich Menschen – wenn vielleicht auch unabsichtlich – verletze, dass ich mit meiner „Verpeiltheit“ Chaos stifte, statt Dinge produktiv weiterzubringen, oder dass ich mit vermeintlich gut Gemeintem das Gegenteil bewirke … Auch ist da auf der anderen Seite die Angst, selbst verletzt zu werden, wenn ich zu viel von mir preisgebe, mich öffne, die Angst, zu versagen, mich lächerlich zu machen. All diese Gedanken blockieren!
Und Jesus sagt nicht nur mehrfach fürchtet euch nicht. Er bestärkt noch zusätzlich, indem er ausdrücklich darauf hinweist, wie wertvoll wir Gott sind. Das lenkt meine Gedanken dahin, was es heißt, als Getaufte zu leben: Wir sind gesalbt zu Priestern, Königen und Propheten. Wir sind nicht nur un-bedingt angenommen, sondern Gott traut uns auch zu, sein Reich im Hier und Jetzt mitzugestalten, jede(r) von uns ist wertvoller Bestandteil seines Heilsplans. Das macht uns nicht frei von Fehlern. Aber wir dürfen aus dieser Zusage heraus leben und handeln. Wann immer wir uns darauf einlassen, wann immer wir die daraus wachsende innere Freiheit und innere Kraft zulassen, leben wir aus Gottes Geist.
Vielleicht ist das mit dem im Text geforderten Bekennen gemeint: Die Kraft Gottes in uns einfach zulassen, damit unsere Blockaden sich lösen, und aus der BE-GEISTERUNG leben.
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.