Zum Evangelium Joh 1, 29-34 am Sonntag, dem 19.1.2014
Nicht wahr, wenn man an Johannes den Täufer denkt, dann denkt man an Umkehrpredigt, Bußtaufe, Vergebung der Sünden – an all das, was er doch so meisterhaft beherrschte. All die Leistungen, die Johannes auf dem Gebiet der Askese vollbracht hat, haben für sich allein noch kaum eine Bedeutung. Die Mission des Johannes hieß nämlich nicht Umkehrpredigt oder Askese. Sein Auftrag lautete: „Ich bin gekommen, um Israel mit ihm bekanntzumachen.“
Er hätte der größte Asket aller Zeiten werden können, wenn er es nicht geworden wäre, um Christus den Menschen bekannt zu machen, wäre er in seiner Mission gescheitert. Die Umkehrpredigt gehört sicher dazu, die Taufe war nicht unwichtig und seine Askese war vielleicht hilfreich, wirklich bedeutend aber, war einzig und allein dies: Ihn mit Israel bekannt zu machen. Denn das war seine Mission. Es ist auch unsere Mission. Das ist Mission der Kirche, eines jeden einzelnen Christen. Unsere Aufgabe lautet: durchsichtig zu sein auf Jesus Christus hin, Menschen mit ihm bekanntzumachen, mit dem in Jesus Christus menschgewordenen Gott, mit dem menschenfreundlichen Gott der biblischen Botschaft. Ihn vor aller Welt zu bezeugen und sich daran zu freuen, wenn er wächst, wir aber geringer werden. Das ist unsere Mission. Ob wir erfolgreich gewesen sind, ob wir unserem Auftrag gerecht geworden sind, uns seines Namens als würdig erwiesen haben, das wird einzig und allein daran gemessen werden, ob wir Menschen mit ihm in Verbindung bringen konnten.
Wir können Menschen für den ehrenamtlichen Einsatz in den Gemeinschaften gewinnen, wir können sinnvolle Freizeitgestaltung für Jugendliche bieten, Vorträge und Tagungen abhalten, wir können unseren Haushalt sanieren, Gebäude erhalten, kulturelle Einrichtungen pflegen und große Kirchenmusik darbieten und darum herum ein munteres Vereinsleben organisieren – und wir können, wenn uns all das gelungen ist, stolz darauf sein. Wenn wir aber dabei nicht Menschen mit Christus bekanntmachen, nützt das alles nichts.
Es geht nämlich um Christus, nicht um kirchliche Institutionen.
Wenn es zum Jahresbeginn jetzt wieder häufig um Planung und Vorsätze geht, dann schauen wir als Christen ganz besonders auf unsere Mission. Schauen wir genau hin, ob in unseren Gemeinschaften, Gruppierungen und Verbänden Menschen mit Christus bekannt gemacht werden, ob das Leben unserer Gemeinde durchsichtig ist für den Bezug jedes einzelnen zu diesem lebendigen Gott.
Und machen wir uns die Haltung Johannes des Täufers immer mehr zu eigen.
Er nämlich, Christus muss wachsen. Und wenn das dann geschieht, dann ist das toll und großartig und Grund zu gewaltiger Freude – selbst wenn wir im gleichen Atemzug geringer werden.
Es geht nämlich um ihn. Die Kirche, wir alle, wir sind nur das Werkzeug.
Hans – Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.